Versammlung ohne Ernst

Menschen versammeln sich an einem bestimmten Ort. Sie machen Skurriles, bald sind sie wieder verschwunden. Solche Treffen heißen Flashmob und sind völlig frei von Sinn.

Flashmob versammelt sich in Stuttgart

Stuttgarter Schlossplatz, 15.33 Uhr. Mit Putzzeug ausgerüstet jagen drei Jungen zwischen den Passanten umher, bücken sich, fegen imaginären Dreck zusammen. „Das sieht hier aus!“, meckern sie. Schnell bekommen sie Zuschauer. Die Leute schütteln den Kopf und fragen sich, was das soll. Es ist der vierte Stuttgarter Flashmob – zu deutsch „Blitzpöbel“.

Ein vernetzter Computer genügt, um Teil der Flashmob-Gemeinde zu sein: Unter http://www.flash-mobbers.net/ versammeln sich Flashmob-Fans im Chat, im Forum planen sie neue Aktionen.

Angefangen haben die sinnfreien Versammlungen im Sommer 2003 in New York. Menschenmassen hatten sich einem Stoffdinosaurier zu Füßen gelegt und imitierten Vogellaute. Gründer des Flashmobbings ist der Künstler Bill. Er sieht Flashmobs als künstlerische Performance. Die ersten Performer Europas fielen im Juli 2003 über einen Buchladen in Rom her und fragten nach Titeln, die nicht existierten. Zwei Wochen später brüllten 50 Leute im Berliner Kaufhaus des Westens „Ja, ja, ja“ in ihr Handy – der erste deutsche Flashmob. Fortan wurde bundesweit gemobbt.

Der harte Kern der deutschen Mobber sitzt in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Eine Blitzaktion heißt zum Beispiel „Trockenschwimmen auf dem Stuttgarter Schlossplatz“. Flashmobber verabreden sich übers Internet. Nach der Aktion strömen sie sofort wieder auseinander, Kontakte werden kaum geknüpft. Die Zuschauer bleiben irritiert zurück.

Es gibt auch eine Gegenbewegung zu den Flashmobbern. Auch sie organisiert sich übers Netz. „Flashmob sucks“ lautet die Devise. Ein anonymer Schreiber warnt: „Wundert euch nicht, wenn Passanten euch mitleidig ein paar Cent für die darstellerische Leistung zuwerfen.“


Feuer gefangen? Werde Flashmobber unter http://www.flash-mobbers.net/.

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