{"id":501,"date":"2023-06-27T22:50:54","date_gmt":"2023-06-27T20:50:54","guid":{"rendered":"http:\/\/einsteins.local\/?p=501"},"modified":"2023-07-19T15:55:00","modified_gmt":"2023-07-19T13:55:00","slug":"der-mensch-in-meinem-spiegel","status":"publish","type":"post","link":"http:\/\/einsteins.local\/der-mensch-in-meinem-spiegel","title":{"rendered":"Der Mensch in meinem Spiegel"},"content":{"rendered":"\n

Als der kreisrunde Haarausfall kommt, verliert Kerstin Zienert erst ihre Haare und dann ihr Selbstbewusstsein. Heute macht sie f\u00fcr sich selbst und f\u00fcr andere Per\u00fccken \u2013 und hat die Sch\u00f6nheit zu ihrem Beruf gemacht.<\/em><\/p>\n\n\n\n


Am Anfang kleben die Haare in der Dusche. Wenn Kerstin Zienert mit den H\u00e4nden den Kopf einseift, h\u00e4ngen mehr Haare als Shampoo zwischen den Fingern. Dann landen sie im Essen. Im Tee. Auf dem Kopfkissen. In der Kleidung. In der Arbeit fegt ihr Azubi die Haare vom Schreibtisch, wenn sie in die Kaffeek\u00fcche huscht.<\/p>\n\n\n

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Viele sprechen Kerstin Zienert auf ihre Haare an, schon immer. Auf ihre wilden, dicken, braunen 80s-Wuschellocken. \u201eIch war mit keinem Friseur zufrieden, hab mir meine Str\u00e4hnchen immer selbst gemacht\u201c, sagt sie. Als sie mit 20 dann doch zu einem geht, sagt der, sie habe da so eine kahle Stelle am Hinterkopf. Sie f\u00fchlt nach und sp\u00fcrt nur Haut. Circa zwei Zentimeter ist das Loch zuerst.<\/p>\n\n\n\n

Die Haare fallen nicht mehr, sie rieseln. Wie aus einem Salzstreuer rieseln sie dahin, wo Zienert hingeht. Immer, \u00fcberall, ohne Pause. Zwei bis drei Mal zieht sie jetzt beim Duschen die Haare aus dem Abfluss, damit das Wasser beim Duschen \u00fcberhaupt abflie\u00dfen kann. \u201eNie ist Ruhe. Das hat mich kirre gemacht.\u201c<\/p>\n\n\n\n

In der Arbeit tr\u00e4gt sie jetzt immer Kopftuch, ihre Kollegen rei\u00dfen Witze auf ihre Kosten. Beim Blick in den Spiegel f\u00fchlt sie sich wie in einem Horrorfilm.<\/p>\n\n\n\n

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