Bodrum in der Türkei 5 Uhr.
Sirr, Zirr, Flirr. Die Stromleitung zirpt, die Luft drückt und wir warten. Auf das, was eigentlich kein Taxi ist, uns aber nach Hause bringen soll. Da endet die Stille, löst sich auf in einer knatternden Staubwolke, die mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf uns zurast.
Der Dolmusch kommt ein schäbig weißer Kleinbus mit acht Sitzplätzen. Als sich die Schiebetür öffnet, quellen Schweiß und Fleisch aus dem Sammeltaxi. Wir quetschen uns zu den mehr als 15 Fahrgästen in das Innere der Sardinenbüchse. Von außen wirft sich ein schmächtiger Junge mit all seiner Kraft gegen die Tür, um sie zu schließen. Dann klettert der Minischaffner wieder auf den Beifahrersitz.
Das Gefährt keucht, kommt in Fahrt, schon ruft der Junge nach Lira. Geldscheine wandern nach vorne. Wir sitzen eingeklemmt unter Bäuchen und Brüsten, zwischen Gummisandaletten und Plastiktüten. Im Bus riecht es wie auf dem Bazar, der keinen Ladensschluß kennt. Ein älteres Paar mit Citypack und Sonnenbrand versucht verzweifelt seinen neu erworbenen Perser vor Bodenkontakt zu schützen und gleichzeitig nach dem Geldbeutel zu angeln. Vergeblich. Der Taxifahrer nimmt jede Kurve wild hupend und läßt kein Schlagloch aus. Dann tritt er auf die Bremse, wir plumpsen von der Hocke auf die Knie. Das Gesicht klebt an einem kratzigen Männerbein. Die Schiebetür geht auf und wir stolpern erleichtert ins Freie. Der Dolmusch hüllt sich wieder in seine Staubwolke und rast davon. Sirr, Zirr, Flirr.
Eichstätt London Prag New York