"Ja? Jetzt gleich?" Sie zog Luft durch ihre Zähne, so laut, daß es am anderen Ende der Leitung deutlich zu hören war. "Es ist schon sehr spät am Abend." Sie seufzte.
Ein Mann will nach Enkering. Er steht am Bahnhof Eichstätt und wartet. "Kann der nicht mit der Bockerl-Bahn in die Stadt fahren und dann den Bus nehmen?" Ihre Augen bewegten sich wie Fruchtfliegen hin und her. Alles hatte sie so schön vorbereitet. Sogar das Plastikblumenkränzchen schmückte heute die beigefarbenee Kerze zum Abendessen. "So ist das nun einmal im Leben eines Taxifahrers", brummte er gleichmütig. Manchmal hatte sie den Verdacht, er war froh, schnell von ihr wegzukommen. Triffst Du Dich heimlich mit einer anderen", schleuderte sie ihm entgegen. Ihre Stimme hüpfte dabei wie ein Jojo auf und ab. Er kauerte sich hin und schnürte seinen linken Schuh zu. "Nein". "Na? Beim Kelz habe ich neulich eine ganz andere Geschichte von der Frau Brandl und ihrem Mann gehört. Der hat sie fünf Jahre lang mit einer anderen betrogen. Sie wußte nichts davon. Beim Kelz hat dann eine Frau aus der Großstadt gesagt, daß hinter einer idyllischen Fassade wie in Eichstätt oft gelogen und getratscht wird."
Der Redeschwall prallte an seinem Rücken ab. Jetzt war der rechte Schuh dran. Er entgegnete: "Philosophier' nicht im Feinkostladen. Geh' lieber zum Minimal."
Du kannst mich mal, dachte sie verächtlich, beschränke sich aber darauf, schnaubend "Schatz" zu sagen. Er fühlte ohnehin, wie es gemeint war. In drei Minuten würde er in seinem Taxi sitzen, das Radio aufdrehen, durch die barocke Altstadt fahren und einen netten Herren vom Bahnhof abholen.
Hastig sagte er beim Hinausgehen, daß es ihm leid tue wegen dem schönen Essen und daß der Abend doch noch nicht vorbei sein müsse. "Nicht schlimm", rief sie ihm hinterher. Und es klang seltsam unenttäuscht.
Das Telefon klingelte wieder. "Gleich jetzt! Ja!" Für sie war es noch früh am Abend.
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