Mastschweine haben wirklich kein schönes Leben. Sie werden geboren, um als Schnitzel oder Braten auf dem Teller zu landen. Oft leben sie kaum mehr als ein halbes Jahr und dann auch noch in engen Massenställen, wo sich die Tiere Schwarte an Schwarte quetschen müssen. Dort müssen sie fressen, bis sie dick und fett sind. Sobald das Wunschgewicht erreicht ist, ist so ein Schweineleben auch schon vorbei. Das ist nicht nur unwürdig, sondern auch ein ziemlicher Stress – und der schlägt sich schließlich auch in der Qualität des Fleisches nieder, sagt Metzgermeister Robert Prosiegel aus Markt Berolzheim. Das 1000-Seelen-Dorf liegt mitten im fränkischen Seenland. Einem Ort, wo ein glückliches Schweineleben defintiv möglich ist.
Das sieht auch Prosiegel so. Deshalb hat der Biometzger ein völlig neues Vermarktungskonzept ausgetüftelt: Sauwohl in Altmühlfranken. Oder anders ausgedrückt, eine Fleischpatenschaft. Dabei zahlt der Kunde die glückliche Aufzucht seines Öko-Schweins einfach selbst. Zehn Euro kostet das monatlich, bis das Schwein nach elf Monaten unter´s Messer kommt. Vorher kann die Sau das Schweineleben in vollen Zügen genießen. Schließlich darf es aus dem Stall, so oft es will. Quetschen müssen sich die Tiere auch nicht, denn es ist genug Platz für alle da. Und außer Biofutter kommt den Schweinen sowieso nichts in den Trog. Der Kunde bekommt am Ende seiner Patenschaft 12 bis 15 Kilo bestes Schweinefleisch, damit er auch weiterhin vertrauensvoll zubeißen kann.
Ein weiterer Vorteil von Sauwohl: Der Schweinebauer sieht von dem Geld 500 Euro, egal wie viel die Sau am Ende wiegt. So hat er anders als beim herkömmlichen System eine ganz andere finanzielle Planungssicherheit. Bisher bleibt den Bauern nämlich nicht viel vom Ertrag übrig. 150 bis 180 Euro bekommt er pro Schwein, je nach Gewicht.
Bisher machen drei Landwirte bei Sauwohl mit. Zwei weitere stehen aber schon in den Startlöchern. Gerade für kleine Viehbauern ist das Konzept lukrativ. Denn das herkömmliche System rentiert sich nur bei Massentierhaltung. Hält ein Bauer etwa nur zehn Schweine, käme er am Ende nur auf höchstens 1.800 Euro. Mit Sauwohl bringen zehn Schweine sichere 5.000 Euro. Allerdings ist die Biohaltung natürlich auch teurer.
Aber nicht nur das Bioemblem soll ein Vertrauen wecken, im Sommer gibt es außerdem ein Grillfest – initiiert von Metgermeister Prosiegel:
Pate wird man, indem man entweder zur Metzgerei Prosiegel nach Markt Berolzheim fährt oder die anderen beteiligten Metzgereien in Ellingen, Höttingen-Fiegenstall und Gunzenhausen besucht. Dort kann der Kunde direkt mit dem Fleischermeister festlegen, welche Teile vom Schwein er will und welche nicht. Das Schwein gibt’s dann auch praktisch verpackt für die Tiefkühltruhe.
Erstaunlich: Die meisten Paten sind keine Gastronomen, sondern tatsächlich Hobbyköche – oft auch Familien. Zur Patenschaft gehört auch, dass sich die Kunden ihr Ferkel selbst aussuchen können. Bevor das Schwein schließlich im Kochtopf landet, können es die Paten so oft besuchen, wie sie wollen. So können sie sich auch an Entscheidungen beteiligen, die ihr eigenes Schwein betreffen. Beispielsweise wie lange das Schwein täglich raus darf.
In den letzten vier Wochen vor dem Schlachttermin bekommt das Patenschwein übrigens nur noch Eicheln zu fressen. Das sorgt dafür, dass das Schnitzel, der Braten oder die Sülze noch viel besser schmecken.
Guten Appetit!