Ein Spaziergang durch eine geschichtsträchtige Stadt
Dort wo sich Leute durch eine Einkaufsstraße schieben, einen Fluss namens „Ilm“ entlangschlendern um ein Gartenhaus zu besuchen und maximal 25 Menschen in eine Bibliothek dürfen, die sich Anna Amalia nennt. Wo sich ein geschichtsträchtiges Haus neben das andere reiht, wo die Buchläden ganze Regale voll klassischer Literatur haben und die Bauhausstudenten ihre Skizzen im Schatten der Bäume anfertigen.
Dort schrieben im 18. Jahrhundert die Dichter und Denker der Republik ein Wort nieder, das heute kaum einem noch begegnen mag: „Schöngeist“. Alt und verstaubt und ein bisschen verträumt mag das Wort klingen und trotzdem verliert sich das Wort im Ungewissen.
Doch wenn Geschriebenes wirklich bleibt, vielleicht gibt es dann noch Schöngeister in Weimar…
Vom Hoftheater zum Staatstheater
Vom Balkon des deutschen Nationaltheaters blicken die Theatergäste direkt auf das berühmte Goethe und Schiller-Denkmal. 1791 wurde aus dem ursprünglichen Komödienhaus ein Hoftheater, dessen Leitung Goethe im selben Jahr übertragen wurde. Als Intendant sorgte er dafür, dass sich der Ruf des Schauspiels verbesserte. Im Jahr 1825 brannte das Theater ab, doch noch im selben Jahr eröffnete an der selben Stelle ein Provisorium.
Schöngeist: Ein Begriff im Wandel
Zur Zeit von Goethe und Schiller war der Schöngeist ein „sich für die schönen Wissenschaften interessierender Mensch.“ (Wörterbuch der deutschen Sprache von 1807) Ursprünglich stammt die Bezeichnung aus dem Französischen. Als „bel esprit“ wurden Menschen bezeichnet, die in der gehobeneren Gesellschaft als Vorbilder im Hinblick auf ihre Bildung und ihr Wirken angesehen wurden. Die Bedeutung des Begriffs hat sich über die Jahrhunderte verändert: Heute wird ein Schöngeist oft negativ als realitätsfern und hochstaplerisch beschrieben.
"Nur das Leichtere trägt auf leichten Schultern der Schöngeist. Aber der schöne Geist trägt das Gewichtige leicht." -Friedrich Schiller
Johann Wolfgang von Goethe verbrachte 50 Jahre seines Lebens in Weimar. Dabei sah er so einige Häuser von innen. Die Stadt Weimar ist bis heute stolz auf ihren berühmten Denker – Hinweise auf seine Vergangenheit begegnen einem beim Spaziergang an den unterschiedlichsten Ecken…
Aber nicht nur Goethe und Schiller wohnten in Weimar. Immer wieder gerät in Vergessenheit, dass auch die beiden Literaten Christof Martin Wieland und Johann Gottfried Herder und die Komponistin Anna Amalia in Weimar gelebt haben und der Stadt mit ihrem Wirken bis heute Bekanntheit und Prestige bescheren.
„Mehr Licht“
„Macht doch den zweiten Fensterladen auf, damit mehr Licht hineinkomme“ – laut eines Mythos sollen diese 1832 gesprochenen Worte Goethes letzte gewesen sein, bevor er in Weimar an einem Herzinfarkt starb. Was der Dichter damit gemeint hat, das bleibt wohl sein letztes Geheimnis.
„Schönheit ist überall ein willkommener Gast.“ – Johann Wolfgang von Goethe
Hinter der Fassade
Wer durch diese Türen ging und wessen Gast er oder sie war, das allerdings bleibt ein Geheimnis. Selbst die Türen, die zu keiner Kulturstätte gehören, machen Eindruck. Was sich wohl hinter den Fassaden verbirgt?
Der Rokokosaal der Anna Amalia Bibliothek
Wo Sonnenstrahlen den Raum durchbrechen und doch die dunklen Ecken nie erreichen. Als Ursprung der Sprache wird die Anna Amalia Bibliothek bezeichnet. Stille. Und Menschen, die mit einem Tablet umherlaufen, um nicht lesen zu müssen, was in den Büchern steht.
Ob Schiller seinerzeit diese Treppe wohl wirklich hochgegangen ist?
Das Café am Kirms Krakow Haus in Weimar liegt erhöht. Das Kirms Krakow-Haus ist mittlerweile zum Museum geworden. Es ist eines der ältesten Häuser der Stadt und dient als Erinnerungsstätte an so manche Begegnung der Künstler und Literaten im klassischen und nachklassischen Weimar. Besucher können sich die Wohnkultur des damaligen Großbürgertums ansehen.
Magdalena Oppitz
Audio Produktion
Chiara Großerüschkamp
Audio/Video Konzeption
Selina Yildiz
Online Konzeption
Max Tischler
Online Produktion