Seit den 60er Jahren vermehrt sich der Biber in Deutschland stetig. Viele sehen nur die Unordnung, die er durch seine vielen Bautätigkeiten anrichtet und sind genervt. Aber Valentin Mader, ehrenamtlicher Mitarbeiter des BUND Kreisverbandes Biberach/Riß, zeigt die positiven Seiten der Biber.
Bayern ist die Hochburg der Biber
Beim Klicken auf die einzelnen Landkreise erscheint die Anzahl der Biber, die sich in dem Landkreis angesiedelt haben. Je dunkler die Fläche ist, desto mehr Biber gibt es dort. Landkreise, für die keine Zahlen vorliegen, sind nicht eingefärbt.
Zur Karte:
In Bayern lebt inzwischen der Großteil der deutschen Biberpopulation – 12.000 bis 14.000 Tiere besiedeln die Flüsse im Freistaat. Auf der Karte oben ist zu sehen, wie die Biber in Bayern verteilt sind. Allerdings ist bei den angegebenen Zahlen in der Karte unbedingt zu beachten, dass die Zahlen auf Schätzungen basieren. Das Bibermanagement in Bayern ist zwar schon sehr gut aufgestellt, aber Biber sind Wildtiere und deshalb ist es unmöglich, den Bestand genau zu zählen.
Für die Schätzungen wurden die Biberreviere gezählt und die Anzahl der Reviere mit 3,3 bzw. 3,5 multipliziert, denn in Biberrevieren leben im Regelfall die beiden Elterntiere mit zwei Generationen ihrer Jungtiere. Weil nicht jedes Jahr eine solche Bestandsaufnahme durchgeführt wird, sind die Zahlen unterschiedlich alt: Sie reichen von Schätzungen im Jahr 2008 bis heute.
Am genauesten sind die Zahlen für den Regierungsbezirk Unterfranken. Dort wurde Ende 2011 eine sogenannte Kartierung durchgeführt. Da die Biber nicht einzeln gezählt werden können, werden bestimmte Biberspuren wie Burgen, Baue, Dämme gefällte Bäume und Fraßspuren notiert und in Karten eingetragen. Solche Kartierungen lassen sich am besten von Herbst bis ins Frühjahr machen, weil die Biberspuren zu dieser Zeit am besten sichtbar sind.
Biber – Nervende Nager oder Segen für die Natur?
Der Biber ist heute eine streng geschützte Tierart in Deutschland. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war er hierzulande fast komplett ausgerottet worden. Grund dafür war, dass der Nager zum Fisch erklärt wurde und somit vor allem zur Fastenzeit sehr stark bejagt wurde. Außerdem war sein Fell zum Herstellen von Kleidung und Hüten beliebt. Ein Sekret, das sogenannte Bibergeil, wurde zum Herstellen von Arzneimitteln benutzt. Bis auf ein paar einzelne Tiere an der Elbe gab es am Ende des 19. Jahrhunderts keine Biber mehr in Deutschland.
In Bayern wurde das erste Biberpaar 1966 vom Bund Naturschutz angesiedelt. In den Jahren darauf wurden weitere Biber ausgesetzt, sodass es bis 1980 ungefähr 120 von ihnen im Freistaat gab. Seitdem wächst die Population stetig. Viele Umwelt- und Naturschützer sehen das als Segen.
Der Biber verändert den Lebensraum durch seine Bauaktivitäten sehr stark. Dort wo Flüsse begradigt wurden, richtet der Biber jetzt wieder Unordnung an. Umwelt und Natur tut das gut: Durch die Umgestaltung schafft der Nager wieder Lebensräume, die es vorher durch das Eingreifen der Menschen nicht mehr gab – er renaturiert Gebiete auf ganz natürliche Art und Weise. So schaffen es auch Tierarten, die nur noch selten vorkommen, sich wieder vermehrt anzusiedeln. Dazu gehören der Fischotter, der Schwarzstorch oder auch verschiedene Amphibien- und Libellenarten. Auch Pflanzenarten profitieren von der Umgestaltung durch den Biber.
Dort wo Menschen und Biber zusammenstoßen, gibt es allerdings oftmals Probleme. Mit ihren Dämmen verursachen sie manchmal Überschwemmungen auf den benachbarten Grundstücken ihres Reviers. Außerdem graben sie Tunnel in das Ufer hinein. Auf den untergrabenen Wegen und Wiesen können die Landwirte mit ihren Maschinen einbrechen. Auch die Schäden an Nutzpflanzen sorgen bei Landwirten für Ärger: Zur Nahrung des Bibers gehören nämlich auch Mais, Zuckerrüben oder verschiedene Getreidearten. In Feldern, die nah an einem Biberrevier liegen, sind oft richtige Schneisen zu sehen, nachdem sich die Biber dort bedient haben.
Um für solche oder ähnliche Probleme Lösungen zu finden, gibt es in Bayern das Bibermanagement mit seinen Biberbeauftragten. Wo es zwischen den Menschen und den Bibern zu Konflikten kommt, versuchen sie Lösungen zu finden. Sie zäunen Bäume ein, legen Drainagen oder fangen die Biber ein. Wie man genau vorgeht, muss in jedem Fall einzeln entschieden werden. Der Geschädigte selbst darf allerdings nichts auf eigene Faust unternehmen, denn der Biber ist in Deutschland streng geschützt.