Christenhasser und Bibelwerfer

on Juli 18 | in Musik & Medien | with No Comments

Immortal-ausschnitt

Black Metal? Das ist doch dieses brutale, Satan huldigende Todesgeschrei aus den Kehlen geschminkter Gestalten. Gibt es die nicht auch in lieb? Klar, nennt sich dann White Metal. Einsteins hat die beiden gegensätzlichen Genres auf ihre Texte hin untersucht.

Black Metal geht zurück auf die skandinavische Musikszene der frühen 80er Jahre. Dort entstand eine Musik, die härter, aggressiver und düsterer sein wollte, als alles andere zuvor – und vor allem: satanistisch. Die Bezeichnung dagegen kommt aus England: Die Band „Venom“ aus Newcastle gab 1982 ihrem zweiten Album den schlichten Namen „Black Metal“.

Zu den frühen Vertretern des Black Metal gehören „Darkthrone“ aus Norwegen. Deren Debüt-Album „Soulside Journey“ aus dem Jahr 1990 strotzt nur so vor Klischees. Sagen Experten auch, dass dieses Album musikalisch eindeutig Death Metal ist, so geht es doch textlich bereits sehr schwarz zu: heidnische Riten und Christenhass triefen aus jeder Zeile.

Darkthrone - Soulside Journey (1990) - Je größer ein Wort dargestellt wird, desto häufiger kommt es auf dem Album vor.

Darkthrone – Soulside Journey (1990) – Je größer ein Wort dargestellt wird, desto häufiger kommt es auf dem Album vor.

Derartige Extreme schreien förmlich nach einem Gegenstück. Genau genommen gibt es das sogar schon länger. Bereits Anfang der 80er Jahre traten die ersten White-Metal-Bands auf den Plan. Ursprünglich der christlichen Hardrock-Szene entsprungen, begannen gottgläubige Rockmusiker ebenso wie ihre satanistischen Kollegen, die musikalischen Extreme auszuloten und ihre Geisteswelt in die Metallmusik einfließen zu lassen.

Vergleichsweise harmlos klingen da die fröhlichen Heavy-Metal-Hymnen der kalifornischen White-Metaller von „Stryper“. Die machten vor allem dadurch von sich reden, dass sie während ihrer Konzerte Bibeln in die Menge warfen. Lyrisch bewegen sie sich auf ihrem 1986er Album „To Hell with the Devil“ eher auf Gospelchor-Niveau.

Stryper - To Hell with the Devil (1986) - Je größer ein Wort dargestellt wird, desto häufiger kommt es auf dem Album vor.

Stryper – To Hell with the Devil (1986) – Je größer ein Wort dargestellt wird, desto häufiger kommt es auf dem Album vor.

Schwarzmetall gibt es bis heute: Die ebenfalls norwegischen „Immortal“ möchten ihren Musikstil zwar nicht mit Black Metal umschrieben wissen, da sie sich selbst nicht als Satanisten sehen. Trotzdem treffen auf ihre Musik die im Lauf der Jahre entwickelten typischen musikalischen Merkmale des Black Metal zu – die zugegeben nicht für jeden herauszuhören sind.

Markenzeichen der Band ist ihre Art der Fortbewegung auf der Bühne: Etwas verstörend wirkt es, wenn die Musiker wie Krabben ausschließlich seitwärts durchs Scheinwerferlicht huschen. In ihren Texten erzählen „Immortal“ von dem fiktiven Königreich Blashyrkh, in dem es meist recht düster und kalt zugeht. So auch auf der aktuellen Scheibe „All Shall Fall“ von 2009.

Immortal - All Shall Fall (2009) - Je größer ein Wort dargestellt wird, desto häufiger kommt es auf dem Album vor.

Immortal – All Shall Fall (2009) – Je größer ein Wort dargestellt wird, desto häufiger kommt es auf dem Album vor.

Auch die andere Seite lebt noch: White Metal ist heute eine Bezeichnung für christliche Musik aller schwermetallischen Spielarten. Es gibt christlichen Death Metal, Thrash Metal, Doom Metal, Progressive Metal, True Metal und viele mehr. Vor allem in der Hardcore- und Metalcore-Szene sind christliche Botschaften heutzutage beliebt.

Eine der bekanntesten christlichen Bands dieser Tage sind die US-Amerikaner „August Burns Red“. Sie machen an sich unspektakulären, aber erfolgreichen Hardcore. Mit ihrer Religion gehen sie recht offensiv hausieren. „Es ist wichtig für uns, dass die Menschen wissen, dass wir Christen sind. Das ist auch der Grund, weshalb wir auf der Bühne beten, bevor wir spielen“, sagte einst Gitarrist Bret Rambler.

Das schlägt sich in den Texten nieder. Auch wenn die Band behauptet, ihre Songs handelten vom ganz normalen Leben: Eine gewisse Schlagseite lässt sich auf der aktuellen Platte „Leveler“ von 2011 nicht verleugnen.

August Burns Red - Leveler (2011) - Je größer ein Wort dargestellt wird, desto häufiger kommt es auf dem Album vor.

August Burns Red – Leveler (2011) – Je größer ein Wort dargestellt wird, desto häufiger kommt es auf dem Album vor.

Von Martin Schön

 

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