der scheinemacher
durch führerscheintourismus reich werdenBrustvergrößerung, Sterbebegleitung, Alkoholtherapie, Boots-, und Autoführerscheine – und alles aus einer Hand? Ein beeindruckendes Portfolio. Schon deswegen lohnt es sich, das Firmennetzwerk von Rolf-Michael Herbrechtsmeier genauer zu betrachten. Eine Recherche.
EU-weite Standorte
Bekannte Websites
Gemeldete Unternehmen
„Keine versteckten Kosten, völlig rechtskonform und kein Haken!“ – so beschreibt Rolf Michael Herbrechtsmeier sein Unternehmen. Auf diversen Seiten wirbt er für die Vermittlung von EU-Führerscheinen. Deutschen Behörden ein Schnippchen schlagen und ohne MPU wieder mobil werden – kann das funktionieren?
Wer mit einem Alkoholwert von 1,6 Promille oder durch andere Drogen berauscht beim Fahren erwischt wird, verliert nicht nur den Führerschein: Nach einer Sperrfrist wird zusätzlich die Medizinisch-Psychologische-Untersuchung angeordnet. Die ist teuer und schwer zu bestehen. Für 1.200 bis 3.000 Euro verspricht Rolf-Michael Herbrechtsmeier das Problem zu lösen. Formular ausfüllen, Anträge unterschreiben, knapp zwei Woche nach Ungarn oder Tschechien zur Fahrschule, wer den Führerschein in England bestellt, müsse nicht einmal das tun. Danach können Kunden laut einer der Firmenwebsites wieder 100 Prozent legal in Deutschland fahren, dank der EU-Führerscheine. Denn diese werden prinzipiell in allen Mitgliedstaaten anerkannt. Das ist Herbrechtsmeiers offizielles Geschäftsmodell. Und der Ausgangspunkt unserer Recherchen.
Die Online-Recherche
Herbrechtsmeier ist sich seiner Präsenz im Netz bewusst. Stolz postet er Google-Ergebnisse zu seiner tschechischen Führerscheinvermittlung auf Facebook. Doch als wir das Netz durchkämmen finden wir nicht nur Seriöses. Man verliert sich leicht in Herbrechtsmeiers Seiten-Konglomerat. Von exotisch bis schlüpfrig scheint ihm Vieles recht, um Aufmerksamkeit zu erregen und Kundschaft zu rekrutieren.
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Das Firmennetzwerk
Die EfGo24 Vermittlungsgesellschaft Kft.
Die EfGo GmbH.
Die Tarabas68 Ltd. und die Tarabas Service-Managment ltd.
Herbrechtsmeiers Büro in Chomutov
Beim Durchsuchen der Impressen der Websites wird offensichtlich, dass es sich nicht um eine einzelne Firma handelt. Das Reporterteam fordert Handelsregistereinträge sowohl der Unternehmen als auch zu den Namen Rolf-Michael Herbrechtsmeier und seiner Frau, Antje Fenske-Herbrechtsmeier an. Das Ergebnis: Ein europaweites Netzwerk eingetragener Unternehmen. In Deutschland agiert die EfGo GmbH, Firmensitz Detmold mit Antje Fenske-Herbrechtsmeier als alleiniger Gesellschafterin. In Ungarn die EfGo24 Vermittlungsgesellschaft Kft. Firmensitz Budapest.
In Tschechien agiert Herbrechtsmeier als natürliche Person, also unter echtem Namen. Gemeldet ist er in Chomutov, nahe der deutschen Grenze. Für Großbritannien finden sich zwei längst aufgelöste Firmen in den Handelsregistern: Die „Tarabas Service-Managment Limited“, aufgelöst 2007 und die „Tarabas68 Limited“, aufgelöst 2014, beide hatten ihren Sitz in London . Daneben nennt Herbrechtsmeier einige Fantasieunternehmen ohne Firmenkürzel wie AnRo24 und Tarabas Media, zu denen sich keine Einträge in Handelsregistern finden lassen.
Der Kunde – der Verlierer?
Thomas Braunsteiner
Neben Werbung in eigener Sache, die Herbrechtsmeier auch unter falschem Namen veröffentlicht, finden wir vor allem auf Facebook diverse Kunden, die ihrem Unmut über Herbrechtsmeiers Unternehmen freien Lauf lassen. Einer von ihnen ist der 47-jährige Thomas Braunsteiner. Er kommentiert: „Nur Lug und Trug aus Detmold“. Er habe 2400 Euro für britische EU-Führerschein gezahlt, aber nie eine Gegenleistung erhalten. Nach kurzer Zeit willigt er ein, sich mit uns zu treffen.
Im Lauf der Recherche wurden von Einsteins noch elf weitere Kunden Herbrechtsmeiers gefunden. Sie alle haben ähnliche Erfahrungen gemacht:
Die Verträge – Lizenz zum Verlieren?
Neben seiner Geschichte liefert Braunsteiner weitere wertvolle Informationen: Erste Verträge, die das Vorgehen Herbrechtsmeiers deutlich machen. Weitere Verträge anderer, ehemaliger Kunden vervollständigen dieses Bild. In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen verspricht Herbrechtsmeier nur „Informationen, Anträge, vertragliche Dokumente“. Darüber hinaus sind „keine weiteren Dienstleistungen inbegriffen“, nur „die Unterstützung zur Wiedererteilung“ wird erbracht. Herbrechtsmeier sichert sich ab, für Schäden durch Behörden übernimmt er keine Haftung, genauso wie für Schäden durch die Verletzung der Ordentlichen Wohnsitzauflage.
Diese besagt, dass ein deutscher Fahrschüler mindesten 185 Tage im Jahr im jeweiligen Führerschein-Ausstellerland wohnen muss.
Zusammengefasst: Wird dem Kunden kein Führerschein ausgestellt -was scheinbar mehrmals der Fall war- haftet Herbrechtsmeier oder eines seiner Unternehmen für keinerlei Schäden.
Wir rufen bei der EfGo GmbH. in Detmold an und telefonieren mit Antje Fenske-Herbrechtsmeier, seiner Frau. Sie erwähnt die genannte Frist von 185 Tagen mit keiner Silbe. Stattdessen spricht sie von neun bis elf nötigen Übernachtungen. Dass die tschechischen Behörden dennoch Wohnsitze ausgestellt haben, belegen Dokumente, die Kunden der Herbrechtsmeiers an Einsteins weitergeben.
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Der Firmenchef – der Gewinner?
Wer das Firmennetz um die EfGo GmbH. und den Führerscheinhandel verfolgt, landet letzten Endes immer bei einem Namen: Herbrechtsmeier. Dieser scheint sein Leben zu genießen: Urlaub mit der Frau, schwarze Limousine, Lottospiele über 947,00 Euro. Gegenüber Einsteins behauptet er, er besitze ein “Millionenunternehmen”.
Braunsteiner und andere Kunden berichten von verbalen Ausfällen. Auch auf Facebook ist Herbrechtsmeiers Wortwahl derb: So bekäme „das verfickte Finanzamt in Detmold“ „nicht eine Eurone“ von ihm. Lesen ist ihm zufolge „voll fürn´n Arsch“. Im Bild daneben: Eine halbnackte Frau auf einem Bett, neben ihr ein Buch. Zu einer Mail, in der Einsteins ihn bittet, Stellung zu nehmen, möchte er sich nicht äußern.
Als wir ihn daraufhin telefonisch konfrontieren, sagt er, uns erwarte eine „extrem hohe Schadensersatzklage“ und legt dem Reporterteam nahe damit zu rechnen „…dass Sie Weihnachten keine Geschenke unterm Baum haben, weil Sie kein Geld mehr haben werden.“
Auf Facebook gibt Herbrechtsmeier offen zu, dass die Steuerfahndung Bielefeld gegen ihn ermittelt. Ein Informant spielt Einsteins ein Auskunftsersuchen der Steuerfahndung zu. Die Ermittlungen laufen, es besteht der Verdacht auf Steuerhinterziehung und gewerbsmäßigen Betrug…
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Über die Recherche
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Der Autor
text karl gattenlöhner