der haderlump
Früher war der Haderlump ein sehr verbreiteter Beruf. Er wanderte durch die Straßen und sammelte Stoffreste. Diese wurden für die Papierherstellung gebraucht, denn bis zur Industrialisierung wurde Papier aus Stoff hergestellt. Der Haderlump oder Lumpensammler verkaufte seine Stoffreste dann an Papiermühlen. Der Bedarf wurde mit dem Buchdruck immer mehr und so stieg auch die Anzahl der Haderlumpen. Später wurde das Gewerbe besser organisiert. Die Lumpensammler bekamen einen Ausweis von der ihnen zugeteilten Papiermühle und durften auch nur in einem bestimmten Bezirk sammeln.
Ein gefährlicher Beruf
Damals waren Lumpensammler meist arme, alte Leute, denen nichts anderes mehr übrig blieb. Das Gewerbe war verachtet und auch sehr gefährlich. Wer in das Gewerbe einstieg, wurde oft sehr krank. Da die gesammelten Lumpen oft Tücher waren, die für die monatliche Damenhygiene oder Krankenpflege verwendet wurden, waren sie häufig voller Krankheitserreger. Krätze, Typhus oder Cholera waren sehr verbreitet unter den Haderlumpen. Außerdem fürchteten sie sich sehr vor der “Hadernkrankheit”, einer schweren Lungenentzündung. An der Infektionskrankheit starben die meisten Haderlumpen nach kurzer Zeit. Vor allem deswegen waren die Haderlumpen in der Stadt nicht gerne gesehen.
Mit der Verbreitung der maschinellen Holzpapierproduktion wurde der Beruf des Haderlumps immer überflüssiger. Er musste nun auf andere Rohstoffe zurückgreifen.
Der Begriff Haderlump wird in Süddeutschland und Österreich heute noch als Schimpfwort verwendet. Gemeint ist damit meist ein Habenichts oder Taugenichts. Oft reicht aber schon zerrissene, alte Kleidung um als Haderlump bezeichnet zu werden.
Ein Haderlump sammelt Stoffreste zur Papierherstellung (1899). Bildrechte: Eugène Atget