30 Jahre einsteins.
Dieses Jahr feiern wir die 30. Ausgabe von einsteins. Das Magazin wird seit 1990 am Studiengang Journalistik der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt produziert. Welche Meilensteine dabei erreicht wurden, erfahrt ihr hier.
Interview mit Walter Hömberg
Walter Hömberg
Walter Hömberg war vor 30 Jahren Mitgründer und bis 2010 Herausgeber von einsteins. So gut wie er kennt wohl niemand die Geschichte des Magazins. Für das diesjährige Jubiläum hat er uns ein wenig davon erzählt.
Wie entstand die Idee für einsteins.?
Ich bin 1988 auf den Lehrstuhl für Journalistik nach Eichstätt berufen worden. Damals war der Studiengang noch im Aufbau, die wissenschaftlich-theoretische und die praktische Ausbildung liefen nebeneinander her. Ein Schwerpunkt war damals der Lokaljournalismus. Ich hab mich gefragt, warum sollte man nicht die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Métier verknüpfen, der journalistischen Tätigkeit. Da schien mir eine Zeitschrift besonders als Medium geeignet.
Hier können die Studierenden alle Produktionsschritte kennenlernen, von der Konzeption und Themenfindung, über die Recherche und Umsetzung bis zur Illustration und optischen Realisierung. Auch Finanzierung und Vertrieb spielen eine große Rolle.
Und deshalb haben wir dann 1991 in einer Lehrveranstaltung zum Lokaljournalismus einen Start versucht. Die erste Ausgabe beschäftigte sich mit dem Thema Wissenschaft und die nächsten Ausgaben mit Themen wie Ökologie, Medien, Kultur und Wirtschaft. Und zwar alles in der Region, weil der Ausgangspunkt eben der Lokaljournalismus war. Die ersten fünf Ausgaben haben einen regionalen Bezug.
Und warum dann nicht mehr?
Wir haben recht schnell gemerkt, dass Eichstätt und das lokale Umfeld für die Recherchen nur begrenzt ergiebig waren. Ich erinnere mich an einen Kompaktkurs zum praktischen Journalismus. Da hatte zum Beispiel eine Arbeitsgruppe die Aufgabe, zum Thema alternatives Leben in Eichstätt zu recherchieren. Die Studierenden kamen dann frustriert zurück, der Ökoladen hatte geschlossen und der einzige Punk in Eichstätt war im Urlaub. Das Thema war damit also gestorben. Wir haben deshalb seit 1996 allgemeine Themen gewählt. Ich nenne mal einige Beispiele: Zeit, Humor, Stille, Sammeln, Wetter, Zukunft. Manche Hefte waren auch kontrastiv angelegt, wie zum Beispiel: Anfang und Ende, Tugend und Laster, Leben und Sterben.
„Neugierig, originell, mutig und politisch ‒ Werte die wir uns von einsteins. gewünscht haben.“
Walter Hömberg
Wie haben Sie sich denn für den Namen einsteins. entschieden?
Bei einem Beitrag ist einer Studierenden aufgefallen, dass die Eichstätter Bibliothek die Dissertation Einsteins besitzt. Einstein als Namensgeber für ein journalistisches Magazin passt auch dementsprechend, weil er neugierig und originell war und dazu noch mutig und politisch. Das sind alles Werte, die wir uns auch von dem Magazin gewünscht haben.
Was nehmen die Studierenden mit aus einsteins.?
Meiner Meinung nach hat einsteins. einen hohen Wert für das Studium. Es wird die Arbeit im Team trainiert ‒ auch Sozialkompetenz ist gefordert. Diese Eigenschaften sind wichtig für das spätere Berufsleben.
Haben Sie auch Konflikte erlebt?
Ja, es gab natürlich teilweise Kämpfe in den Redaktionen um einzelne Themen ‒ da ging es manchmal hoch her. Es sollen auch Tränen geflossen sein. Aber insgesamt war das schon eine gute Teamarbeit. Es war teilweise so, dass am Ende, wenn der Redaktionsschluss nahte, manche fast in der Redaktion übernachtet haben. Ich erinnere mich, dass einmal der Hausmeister einschreiten musste, weil manche Kochplatten mitgebracht haben und sich dort auch verpflegt haben. (lacht) Also es war schon immer eine intensive Arbeitsatmosphäre.
Welche Geschichte ist Ihnen besonders im Kopf geblieben?
In der 20. Ausgabe ‒ die letzte, die ich als Herausgeber betreut habe ‒ gab es einen Beitrag mit dem ironischen Titel Altersteilzeit. „Johannes Laubmeier ist 23 Jahre alt, für einsteins. wurde er 73 und wohnte drei Tage lang im Altenheim.“ Der Verfasser beschreibt hier in einer sensiblen Rollenreportage sehr anschaulich seine Erfahrungen und Eindrücke vor Ort. Er hatte bei seiner Recherche auch einen Altersanzug an, der die körperlichen Beschwerden simuliert, um sich besser einfühlen zu können. Das Ergebnis ist wirklich lesenswert. Ich würde sogar sagen wirklich brilliant.
Es gab auch sonst einige Geschichten, die mir in Erinnerung geblieben sind. In der ersten Ausgabe war ein Beitrag über den Archaeopteryx, der ja in der Nähe von Eichstätt gefunden wurde. Und der Beitrag ist so gut angekommen, dass der Rheinische Merkur, damals eine renommierte Wochenzeitung, ihn nachgedruckt hat.
„Insgesamt muss einfach die Mischung stimmen.“
Walter Hömberg
Was macht für sie ein gutes einsteins. aus?
Wichtig ist die Mischung. Also braucht man natürlich ein gutes Thema. Dann muss man möglichst viele verschiedene Facetten dieses Themas behandeln. Dann sollte man möglichst viele unterschiedliche journalistische Darstellungsformen wählen, also Langformen, wie etwa Feature oder Reportage, aber auch Kurzformen, Glossen, Berichte. Wir hatten in Heften zum Teil auch ganz originelle Formen, zum Beispiel Gedichte oder Kreuzworträtsel. Wichtig ist auch, dass die optische Seite stimmt, also mit wirklich eindrucksvollen Fotos und Illustrationen. Insgesamt muss eben einfach die Mischung stimmen.
Sie sagten, man braucht ein gutes Thema. Wie kamen Sie denn immer auf Ihre Themen?
Bei uns wurden immer verschiedene Themen vorgeschlagen und dann diskutiert. Dann wird schnell klar, gerade wenn die Redaktion kreativ ist, ob so ein Thema anspringt. Die ersten Leute haben hier schon Ideen für unterschiedliche Aspekte oder Umsetzungsformen, also sie wollen eine Reportage machen, ein Interview und so weiter. Es fällt dann schon auf, ob das Thema was wird oder nicht. Bei manchen Themen war ich aber sehr beeindruckt, weil ich eigentlich gar keine Idee hatte, wie davon ein ganzes Heft voll werden soll. „Trinken“ etwa, das hatten wir 2001, oder auch „Stille“ 2002. Aber letztendlich ist das immer gelungen, mal besser, mal nicht so gut, aber nie, dass das ein völliger Flop war.
Es gab also nie einen Flop?
Oh, doch, einen Flop will ich Ihnen nennen. Es gab einmal ein Cover von 1999, das war die Nummer 9 zum Thema Medien und Geschichte, das war optisch ein Tohuwabohu. Der Titel war absolut nicht lesbar, also das war ein völliger Reinfall. Insofern Schade, weil das Heft durchaus aufschlussreiche Beiträge zum Geschichtsjournalismus enthielt. Das Thema war gut, die Beiträge waren gut, aber leider war das Cover grauenvoll (lacht).