Entlang der Berliner Mauer
- von Merle Schüning
Der Mauerfall jährt sich diesen November zum dreißigsten Mal. Deswegen haben sich unsere Reporterinnen Alina und Beccy auf den Weg nach Berlin gemacht und den ehemaligen Verlauf der Mauer abgelaufen. 15 Kilometer sind sie der Mauer gefolgt, von der East Side Gallery, über den Pariser Platz bis hin zum Mauerpark.
Die East Side Gallery an der Mühlenstraße in Berlin ist mit 1 316 Metern Gemäldefläche die größte Open Air Gallery der Welt. Künstler aus aller Welt kamen nach dem Mauerfall 1989 nach Berlin, um ihre Freude über die Wiedervereinigung in Gemälden zu verewigen. Schon vorher gab es Mauermalereien in Berlin, jedoch nur auf der westlichen Seite. Seit 1990 stellen 101 Mauermalereien den Fall der Berliner Mauer, persönliche Schicksale und das Streben nach einer hoffnungsvolleren Zukunft dar. Jedes einzelne Gemälde ist nicht nur ein Unikat, sondern eine Art Kommentar auf die politischen Veränderungen Ende der 80er-Jahre.
Das Baumhaus an der Mauer wurde Anfang der 1980er vom türkischen Einwanderer Osman Kalin gebaut. Er wollte eine verwahrloste Verkehrsinsel nutzen und begann, dort Zwiebeln und Knoblauch anzubauen. Doch das Gelände befand sich im sogenannten „Niemandsland“ – einem Gebiet, das offiziell zur DDR gehörte, aber auf der westlichen Seite der Mauer lag. Das Betreten des Niemandslandes war eigentlich verboten und das Gebiet wurde streng bewacht. Osman Kalin durfte das Stück Land trotzdem behalten und baute dort sein Baumhaus – auch ohne offizielle Baugenehmigung oder Pachtvertrag. Es ist eine Touristenattraktion.
Checkpoint Charlie war einer der Berliner Grenzübergänge zwischen Ost und West. Er verband von 1961 bis 1990 den sowjetischen mit dem amerikanischen Sektor. Hauptaufgabe des Checkpoints war es, westliche Alliierte vor dem Betreten Ostberlins zu registrieren. So wurde die Hauptstadt der DDR über deren Aufenthalt informiert.
Mehr als 100 000 Menschen feierten 1989 die Öffnung des Brandenburger Tores. Bis heute ist es das Wahrzeichen Berlins und eines vereinigten Deutschlands. König Friedrich Wilhelm II. suchte ein architektonisches Highlight für die Prachtstraße „Unter den Linden“. Er beauftragte Carl Gotthard Langhans, der sich stark an der Athener Akropolis orientierte.
Obwohl die ehemalige Grenzzone neben einer befahrenen Straße liegt, spürt man die gedämpfte Stille. Auf einer Strecke von 1,4 Kilometern erinnern Gedenktafeln an die Menschen, die an der Mauer starben. Hier können Besucher die erhaltene Grenzzone zwischen Stücken der Mauer besichtigen und mehr über das geteilte Deutschland erfahren. In der Kapelle der Versöhnung finden direkt auf dem damaligen Grenzgebiet regelmäßig Andachten für die Verstorbenen statt.
Touristen und Berliner treffen sich im Mauerpark, um die Sonne zu genießen und entlang der Mauer zu spazieren. Kinder lassen ihre Drachen steigen und der Geruch von Grillkohle liegt in der Luft.