Regensburg aus den Augen eines Traceurs
- von Merle Schüning
Max ist Parkourkünstler aus Regensburg. Seit 13 Jahren entdeckt er seine Heimatstadt auf diese Art und Weise. Einsteins zeigt er die drei Orte, die ihm am liebsten sind, um Mauern zu überwinden.
Max holt tief Luft. Er beugt die Knie, macht sich zum Sprung bereit. Hält kurz inne. Dann stößt er sich ab. Fliegt über den Spalt, von einem Mauervorsprung zum anderen. Es sind um die drei Meter, doch die Distanz wirkt um Meilen größer. Max springt noch ein paar Mal von einer Mauer zur anderen. Vor jedem Sprung ist ihm die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Die Angst zu versagen ist immer da, auch noch nach 13 Jahren. Seit er 18 Jahre alt ist, macht Max schon Parkour.
„Im Parkour geht’s darum, dass man sich an jede Umgebung anpasst.“ Dass man immer wachsam sei, immer bereit. Bereit, zu reagieren und die Lage richtig einzuschätzen. Es gehe auch darum, sich selbst richtig einzuschätzen. Seine eigenen Grenzen kennenzulernen, sie auszutesten. Sowohl körperlich, als auch mental. „Ich muss über das Hindernis immer erst im Kopf drüber.“ Das Denken gehört beim Parkour zur Bewegung dazu, das eine geht nicht ohne das andere.
Max klettert auf ein Geländer, neben ihm geht es etwa zehn Meter nach unten. Er zögert kaum, setzt flink einen Fuß vor den anderen, hat sogar ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Balancieren über einer Schlucht, ein falscher Schritt kann ihn das Leben kosten: für Max ein Kinderspiel. Weil er es sich zutraut. Er weiß, wie er seinen Körper bewegen muss.
Direkt am Donauufer trifft sich Max mit seiner Parkourgruppe. Feste Trainingszeiten haben sie kaum, eigentlich hat immer jemand Lust. Auch das mag Max an Parkour. „Man kann es einfach immer und überall machen.“ Heute sind sie zu sechst. Eine gemischte Gruppe. Jeder ist auf einem anderen Level, jeder kann andere Tricks. Unterschiedliche Menschen kommen hier zusammen. Darum ging es Max, als er vor sieben Jahren seine Parkourschule gegründet hat.
„Wenn du dir selbst im Weg stehst, kommst du nirgendwo hoch.“
Max Rieder
Menschen, die Lust auf Bewegung und verrückte Sprünge haben. Die ihre Grenzen auskosten, sich herausfordern wollen. Anders sind. Max nimmt kurz Anlauf und gleitet scheinbar mühelos eine glatte Steinmauer hoch. Knapp vier Meter, fast aus dem Stand. Seine Kollegen nicken anerkennend, bringen sich dann ebenfalls in Position. Das hier ist der Endgegner der Gruppe – für Körper und Geist.
„Regensburg ist eine coole Parkour-Stadt, weil wir sehr viele junge Menschen haben, sportbegeisterte Menschen, die Bock haben, Parkour auszuprobieren.“
Max Rieder
Am Ernst-Reuter-Platz kann Max nicht mehr lange trainieren: die Stadt will hier in den kommenden Jahren ein Kultur- und Kongresszentrum bauen.
„Was ich persönlich auch sehr schön finde, ist, dass die Stadtverwaltung, also auch die Politik in Regensburg sehr offen unserer Bewegungskunst gegenüber ist und das auch aktiv fördert.“
Max Rieder