Slow Life

Langsamer Leben

Aussteigen – aber bitte nur mit fließend Wasser

Wir, A­li­sa und Lu­kas, ha­ben uns da­zu ent­schie­den, nicht ganz „aus­zu­stei­gen“. So woll­ten wir bei­spiels­wei­se nicht auf flie­ßen­des Was­ser und Strom ver­zich­ten. Wir ha­ben uns des­halb ei­nen Bau­ern­hof in der Nä­he von Eich­stätt ge­sucht. Ein ge­wöhn­lich­er Ur­laub war das a­ber trotz­dem nicht, denn die Un­ter­kunft hat­te ih­ren Preis: wir soll­ten da­für die Tie­re ver­sor­gen.

In punk­to Er­näh­rung gab es bei uns auch kei­ne so stren­gen Vor­ga­ben wie bei den an­de­ren bei­den. Den­noch ha­ben wir ge­sund ein­ge­kauft, was auch da­ran liegt, dass A­lisa Ve­ge­ta­ri­e­rin ist.

Wie Team „In­to the Wild“ wa­ren auch wir kom­plett off­line: Kein Han­dy, kein In­ter­net – nicht ein­mal ei­nen Fern­seh­er gab es.

 

 

So mit Filmabend wäre uns das alles schon lieber.

Alisa & Lukas

Tag 1

Von der ers­ten Mi­nu­te an ha­be ich mein Smart­phone nicht ver­misst. Ir­gend­wie muss­te ich bei den Ge­dan­ken, ein­fach mal vier Ta­ge lang kei­nen Stress zu ha­ben und nicht stän­dig er­reich­bar zu sein, im­mer wie­der lä­cheln. Kei­ne Ab­ga­be­ter­mi­ne, kei­ne Ver­pflich­tung­en an der Uni. In­te­res­sant war, dass mit mei­nem Lä­cheln auch ge­nau die Ent­span­nung kam, nach der ich mich schon so lan­ge ge­sehnt ha­be.

Erwartungen

von Alisa

Erwartungen

von Lukas

Am ers­ten Tag ging es mir vor al­lem da­rum, erst ein­mal an­zu­kom­men und die kom­men­den Ta­ge zu plan­en. Ich ha­be ihn trotz­­­­dem als sehr ent­­spannt er­lebt. Wir ha­ben uns kei­nen Druck ge­macht, un­se­re Auf­­ga­ben zu er­le­dig­en. Stattdessen sind wir ganz gemütlich mit dem Rad zum Ein­kau­fen ge­­fah­ren – normalerweise hätten wir das mit dem Auto erledigt. Es war ein rich­tig schö­ner und entspannter An­fang.

Die Geräte sind aus – in meinem Kopf ist Urlaub.

Alisa

Tag 2

Alisa

Sun­ny hat es mir an­ge­tan. Das klei­ne Pferd wuss­te noch nichts von sei­nem Glück, a­ber ich ha­be mir vor­ge­nom­men, es zu mei­nem neu­en Freund zu ma­chen. Ich woll­te ver­su­chen, Sun­ny am nächs­ten Tag mit ei­nem Bün­del Ka­rot­ten auf mei­ne Sei­te zu zie­hen – was mir auch ge­lun­gen ist. Es gab auch noch an­de­re Tie­re: Als ich die grü­ne Hof­tür auf­mach­te, sprang mir der Gol­den Re­trie­ver Sam ent­ge­gen, dicht ge­folgt von Em­ma, ei­nem klei­ne­ren Misch­ling. Ich freu­te mich auf die Auf­ga­be, für die Tie­re zu sor­gen. 

Hamlet, das Hausschwein, ist besonders verschmust und freut sich über jede Zuneigung…

 

 

… genauso wie die flauschigen Häschen, die neben Ponys und Schweinen auf dem Hof leben.

 

 

Die Mischlingshündin Emma liebt es, von Lukas am Bauch gekrault zu werden.

 

 

Die Ponys, Sunny und Tinkerbell, haben es uns am meisten angetan.

 

 

Lukas

Der zwei­­te Tag war „Ru­he­tag“. Pau­se von der U­ni, Pau­se von den täg­li­chen Ver­pflich­tun­gen. Ich ha­be fast mein hal­bes Buch aus­ge­le­sen, sonst brau­che ich da­für meh­re­re Wo­chen. Das hat mich sehr ent­­spannt und mir ge­­hol­­fen, mei­­nen Kopf frei zu be­­kom­­men. Den rest­li­chen Tag ha­be ich mich den Tie­ren ge­wid­met. Be­­son­­ders lus­­tig fand ich die zwei Schwei­­ne: Sie wa­ren ü­­ber­­haupt nicht scheu und ha­ben sich ü­ber die Strei­­­chel­­­ein­­­hei­­­ten mit dem Be­­sen so ge­­freut, dass sie ein­­fach zur Sei­­te um­­ge­fal­­len sind. Wie schön das Ein­fa­che sein kann!

Der Rucksack ist nicht die einzige Last, die mir seit der Ankunft von den Schultern gefallen ist.

Alisa

Tag 3

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Klar wäre das Joggen im Nieselregen mit Musik etwas angenehmer gewesen, aber irgendwie konnte ich mich so besser auf meine Atmung konzentrieren. Zumindest habe ich mich beim Laufen nicht über einen unpassenden Song ärgern müssen oder darauf geachtet, dass ich nicht zu langsam werde. Ich bin einfach gemütlich vor mich hingetrottet. Pünktlich zum Abendessen war ich dann auch wieder auf dem Bauernhof.

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Ob­wohl das Wet­ter nicht ganz so schön war wie in den ersten beiden Tagen auf dem Bau­ern­hof, war der drit­te Tag ziemlich er­eig­nis­reich: Da es erst regnete, ha­be ich wieder viel ge­le­sen. Dann war ich aber doch noch drau­ßen, um die son­ni­gen Tei­le des Ta­ges ge­büh­rend zu nut­zen. Die Po­nys durf­ten das Strie­geln ge­nie­ßen und die Ha­sen ha­ben sich über frisch ge­pflück­ten Lö­wen­zahn ge­freut. 

Eigentlich sollte ich ja was für die Uni machen… aber was soll’s: ohne Laptop kann ich eh nichts tun.

Lukas

Tag 4

Ich ha­be zwar versucht, Sun­­ny heim­­lich mit­­zu­­neh­men, a­ber das hat lei­der nicht ge­­klappt. Als ich a­bends wieder in Eich­­stätt war, ha­be ich gleich mein Han­dy wie­der an­ge­macht. Da­nach vi­brier­te es erst­mal vol­le sechs Mi­­nu­­ten vor sich hin. Ich at­me­te schnel­ler, als ich die 176 Nach­­rich­ten in neun ver­­schie­­de­n­en Chats – und das al­lei­ne in Whats­App! – ge­­se­­hen ha­be. Das Han­dy war wie­der an, der Stress wie­­der da.

Fazit

von Alisa

Fazit

von Lukas

Den letz­­ten Tag ha­­be ich mit ge­­­misch­­­ten Ge­­­füh­­­len er­­­lebt. Ei­­ner­­­seits woll­­te ich ger­­ne wie­­der nach Hau­­se und mei­­ne Fa­mi­li­e und Freun­­­de wie­­der se­­hen. An­­d­e­­r­er­­­seits war mir klar, dass ich die Ru­­he auf dem Bau­ern­hof ver­­mis­­­sen wer­­de. Am En­­de a­­ber hat die Vor­­­freu­­de auf die ver­­­trau­­­ten Ge­­­sich­­­ter ü­ber­wo­gen und ich bin mit gu­­ten Er­­­in­­­ne­­r­un­g­­en in den All­tag zu­­r­ück­ge­kehrt.

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