30 Jahre — sieben Geschichten
- von Sophia Dittmann
Brücken gibt es tausende in Deutschland – eigentlich nichts Besonderes. Und doch symbolisiert die kleine Fußgängerbrücke, die über die Werra führt und Hessen mit Thüringen und Ost mit West verbindet, ein Stück Geschichte.
Herleshausen in Hessen und Lauchröden in Thüringen. Zwei Dörfer, die seit 1898 durch eine Brücke verbunden waren. Doch mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges war das vorbei. Nachdem die Deutschen erfolglos versucht hatten, die Brücke zu sprengen, taten es die Amerikaner. Die darauffolgende Behelfsbrücke hielt nur zwei Jahre. Es gab keine Möglichkeit mehr, an das andere Ufer des Flusses zu gelangen. Die Werra trennt Hessen und Thüringen an dieser Stelle – auf der einen Seite die Amerikaner, auf der anderen die Russen.
Herleshausen und Lauchröden waren getrennt. Wie ganz Deutschland. Von 1949 bis 1989 – 40 Jahre lang. In BRD und DDR. Dazwischen Zäune und Mauern. Die Bedingungen auf beiden Seiten waren ganz verschieden: im Westen Freiheit und Wohlstand, im Osten Einschränkungen und staatliche Versorgung mit all ihren Vor- und Nachteilen. Dann der Mauerfall am 9. November 1989.
© Archiv Gemeinde Herleshausen
Die Grenze wurde geöffnet. Auch die beiden Dörfer Herleshausen und Lauchröden wuchsen wieder zusammen. Innerhalb von nur zwei Wochen wurde eine provisorische Brücke errichtet, die schon im Dezember 1989 eröffnet wurde. Die steinerne Brücke, die auch heute noch die beiden Dörfer verbindet, wurde im Jahr 1999 gebaut.
Zum 30-jährigen Jubiläum des Mauerfalls wollen wir die Geschehnisse von damals nochmal aufleben lassen. Am Beispiel der beiden Dörfer Herleshausen und Lauchröden wollen wir nachvollziehen, was damals passiert ist. Den Menschen, die damals mit dabei waren, eine Stimme geben. Wie war das Leben in der DDR, besonders direkt an der Grenze? Wie war es, im Sperrgebiet zu leben? Oder im 500-Meter-Schutzstreifen, in dem auch Lauchröden lag? Abgeschottet von der Außenwelt. Wie war es dort zu arbeiten? Und: Konnten die Menschen aus dem abgeriegelten Staat flüchten?
Aber uns interessiert nicht nur die Zeit der Teilung. Wie erlebten die BürgerInnen die Öffnung der Grenze? Wie war es, plötzlich mit so vielen Gästen konfrontiert zu sein? Genauso interessiert uns, wie es war, plötzlich all das tun zu können, was einem zuvor noch verwehrt war. Und die Zeit nach der Wiedervereinigung. Haben sich Ost und West einander wieder angenähert? Gab es auch skurrile Geschichten?
Auf der Karte findet ihr unsere Geschichten. Viel Spaß beim Entdecken!