Mit Frankenstein des Nachts durch Ingolstadt
Sie sind kaltblütig und besonnen? Sie scheuen weder Mensch noch Monster? Sie wollen mal wieder so richtig erschrecken? Nun denn, hier sind Sie richtig. Treffen Sie Hexen, Henker und andere finstere Gestalten und folgen sie unserem Experten für menschliche Abgründe - Doktor Viktor Frankenstein.
| |
| |
Die Turmuhr schlägt dumpf . Acht ... neun ... zehn. Stille. Es ist dunkel,
nur der Schein der Fackel wirft unruhige Lichter auf die Menschen in dem
Innenhof des Ingolstädter Gasthauses. Sie warten auf das Erscheinen ihres
Gastgebers - Dr. Viktor Frankenstein.
"Aaahhh...!" Plötzlich durchbricht ein Schrei die Nacht. Kurz darauf erscheint
der Doktor im Türrahmen. Sein weißer Kittel ist blutverschmiert. "Leider,"
begrüßt er seine Gäste, sei bei seinen Experimenten etwas schiefgegangen.
Weswegen er nun allerdings Zeit für eine kurze Stadtführung habe. Nur, wie dumm
- seine "Kreatur" sei soeben aus dem Labor ausgebrochen und irre nun vermutlich
mordlustig durch die nächtlichen Gassen...
"Igor, wo ist das Monster?" herrscht Dr. Frankenstein sein buckliges
Faktotum an. Doch auch Igor hat die Kreatur nicht gesehen und zuckt nur hilflos
mit den Schultern. Nun denn - der Meister tauscht den befleckten Kittel gegen
einen vornehmen Wams und schreitet mutig voran in die Dunkelheit. Aber Vorsicht,
warnt der zwielichtige Doktor die Besucher, denn "man weiß nie, wer oder was
hinter der nächsten Ecke lauert".
|
Er soll Recht behalten - kurz darauf schluchzt herzzerreißend eine Geige
durch die Nacht. Der nächtliche Musikant huscht nur kurz vorbei und
verschwindet sofort wieder in einem Hauseingang. Den Doktor lässt die
unheimliche Begegnung aber völlig kalt, er ist vertieft in seine Erzählungen
von der Zeit des "schwarzen Todes". Damals, im späten Mittelalter, suchte die
Pest Ingolstadt heim und verheerte die Stadt aufs schlimmste. Schuld an der Seuche seien die Bewohner allerdings selbst gewesen - "Sie wissen schon, die
sanitären Verhältnisse damals". Wie zum Beweis öffnet sich da auch schon ein
Fensterladen über der Gruppe, und eine Hand leert einen Nachttopf auf die Gasse.
Die Besucher springen erschrocken zur Seite.
Jaja, genau so ist das gewesen damals. Und überall diese Ratten - genau wie
die, die nun eine Frau in der ersten Reihe anspringt. Aber keine Sorge,
beteuert Doktor Frankenstein. Er habe das Tier bereits untersucht, und
festgestellt , dass es aufs Beste dressiert sei - es komme aus einer
Gummifabrik in Taiwan.
Aber bitte, beruhigen Sie sich, Damen und Herren - gehen wir weiter. Schon
befinden wir uns vor dem Georgianum - ein Teil der Universität. In ihrer
medizinischen Fakultät, der Alten Anatomie, wurden früher Leichen geöffnet.
Auch Doktor Frankenstein höchstselbst hat dort des öfteren Tote seziert, ja, er
hat es sogar geschafft, aus den Leichenteilen neues Leben zu erwecken. Dieser
Schatten da hinten? Oh, das muss wohl das Monster sein. Sehen Sie die Nähte in seinem kantigen Gesicht? Nun, gehen wir lieber schnell zur nächsten
Sehenswürdigkeit...
|
Ein merkwürdiges Verkehrsschild ist das, das hier hinter dem Alten Rathaus
steht, finden Sie nicht auch? Das hier ist wohl ein Landeplatz für Hexen? Ach
so, das erklärt dann auch die seltsame Gestalt, die da plötzlich durch die
Gruppe bricht, und nach Sekunden wieder im Dunkel der Nacht verschwunden ist. Ritt
sie nicht auf einem Besen? Ja, werte Gäste, fassen Sie sich. Man muss schon auf
der Hut sein zu solch nachtschlafender Zeit. Diese grellen Schreie? Nun,
vielleicht stammen sie von einem der Geister, die hier in der Lebzeltergasse
ihr Unwesen treiben. Mag sein, dass es die Seele eines Hingerichteten ist. Sie
ahnen ja nicht, wie streng die Gerichtsbarkeit im Mittelalter war.
Hier vor der Hohen Schule war der mittelalterliche Exekutionsplatz. Sehen
Sie nur, dort drüben: zwei Schergen mit Hellebarden. Und ein Pfarrer ist auch
da. Und dieser Galgen... da soll wohl jemand hingerichtet werden? Sehr gut, der
Doktor braucht schließlich ständig neue Leichen für seine Versuche. Wie bitte?
Wer das Opfer sein soll? Sie, junger Mann, kommen Sie doch mal her - ein kurzer
Handgriff, und schon baumelt sein Körper leblos am Galgen. Aber, Damen und
Herren: nehmen sie das alles nicht zu ernst - Dr. Frankenstein wird den Ärmsten
sicherlich wieder zum Leben erwecken.
Doch sehen Sie, dort hinten: Da war es doch schon wieder! Das Monster ist
einfach nicht zu fassen. Aber keine Sorge, werte Damen und Herren - der Meister
kann Ihnen ja zumindest seinen neuesten Klon präsentieren. Heini heißt er, und
die Kreatur ist wirklich gelungen. Sehen Sie nur die schönen blonden Haare. Sie
passen so gut zu der dunklen Sonnenbrille. Oh, und er spielt sogar Gitarre!
Aber dieser Gesang - nun ja, entschuldigen Sie, das ist leider etwas
missglückt...!
Wollen Sie wissen, wer oder was hinter der Gruselwanderung steckt? Dann folgen Sie uns hinter die Kulissen!
| | |
|
|