Seit Langem schon kreisen die öffentlichen Debatten jeweils um die neuesten der „neuen Medien“. Kaum eine Veranstaltung auf so genannten Medientagen oder im Programm der einschlägigen Akademien, wo es nicht um den Kommunikationsraum Internet, um Web 2.0, Online-Journalismus, Podcasting oder Handy-TV geht. Zum Ritual gehört, dass die Druckmedien als moribunde Gesellen hingestellt werden. Aber auch hier gilt: Totgesagte leben länger! Das trifft insbesondere auf das gute alte Medium Zeitschrift zu. Seit seiner Entstehung im 17. Jahrhundert hat dieses Medium eine beispiellose Expansion erlebt.
Zeitschriften sind in besonderer Weise Schriften der Zeit. In vielfältigen Varianten und mit immer stärkerer Differenzierung reagieren sie auf den gesellschaftlichen Wandel. „Unermeßlich ist das Reich des Wissens; es umfaßt die ganze Welt; Vergangenheit und Gegenwart, Himmel und Erde, Land und Meer“, so formulierte 1833 das Editorial des „Pfennig-Magazins der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse“, mit dem die Entwicklung zur Massenpresse begann.
Das historische Journal des Luxus und der Moden
Das neue Einsteins blendet noch weiter zurück. Es erinnert an das „Journal des Luxus und der Moden“, das 1786 von Friedrich Johann Justin Bertuch gegründet wurde. Das Blatt behandelte ein viel weiteres Themenspektrum als der Titel ankündigte und befasste sich mit den allgemeinen Entwicklungen im Lebensgefühl. Dass das Journal den Nerv der Zeit getroffen hat, zeigte sich bald an den wachsenden Abonnentenzahlen im In- und Ausland.
Die studentischen Redakteurinnen und Redakteure von Einsteins behandeln aktuelle Themen unserer Zeit, und sie beziehen sich dabei immer wieder auf den historischen Vorläufer. Es geht insbesondere um Modetrends: in der Kleidung („Garderobe“), in der Lebensweise („Gemüt“) und im Konsum („Guthaben“). Das Spektrum der Beiträge reicht von Reportagen und Hintergrundberichten bis zu Kommentaren und Interviews. Und neben den Phänomenen des Luxuslebens werden auch die Kehrseiten nicht vergessen.
Eintagsfliegen und Traditionsblätter
Die Lebensdauer von Zeitschriften ist ganz unterschiedlich: Es gab Eintagsfliegen – und es gibt hochbetagte Traditionsblätter. Einsteins erscheint jetzt zum zwanzigsten Male (19 reguläre Ausgaben seit 1991 und ein Sonderheft über den Eichstätter Journalistik-Studiengang, das 2003 herauskam). Parallel wurde wieder ein Fernsehmagazin (Einsteins-TV) und eine Online-Ausgabe (einsteins.de) produziert. Bertuchs „Journal des Luxus und der Moden“ erschien 42 Jahre lang. Ob wir das erreichen? Wir arbeiten daran.
Ihr Walter Hömberg