Aus die Maus: Eine Branche entdeckt ihr Gewissen

Fairtrade ist angesagt: Aus vielen Bereichen sind die fairen Produkte nicht mehr wegzudenken – doch wie sieht es in der Elektronikbranche aus? Allein eine PC-Maus besteht aus Hunderten von Teilen. Wie kann man garantieren, dass etwas, das aus so vielen Teilen besteht, komplett fair ist? Susanne Jordan hat die erste gerechte Computermaus entwickelt und die Firma Nager-IT gegründet.

Bei Kaffee oder Kleidung wird Fairtrade immer beliebter, aber in der Elektronikbranche, in der Nager IT unterwegs ist, ist Fairtrade noch nicht wirklich angekommen.  Susanne Jordan weiß, wie unfair Technik sein kann.
Von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung der technischen Geräte – für Unternehmen zählt nur eins: Geld sparen. Darunter leiden die Menschen, die unsere Computer oder Handys herstellen, transportieren, verkaufen und entsorgen. Ihre Arbeitgeber beuten sie aus, um Geld einzusparen.

Susanne Jordan will das anders machen. Sie hat sich mit den Arbeitsbedingungen in der Computerindustrie beschäftigt und gemerkt, dass diese oft menschenunwürdig sind. Deshalb hat sie begonnen, eine faire Maus zu entwickeln, damit Verbraucher eine Alternative haben.
Um zu garantieren, dass die Einzelteile unter guten Arbeitsbedingungen entstehen, besucht sie Produktionsstätten ihrer Zulieferer zum Beispiel in China.

Ungerechtigkeit bei Apple-Zulieferer

Das wohl prominenteste Beispiel für schlechte Arbeitbedingungen in der Elektronikbranche ist das taiwanische Unternehmen Foxconn, das unter anderem für den Konzern Apple Elektronikteile liefert. 2010 haben zehn Arbeiter aus dem Werk im südchinesischen Shenzhen Selbstmord begangen.

Schuld daran waren beispielsweise die Arbeitgeber, die ihre Arbeitnehmer massiv beleidigten und unter Druck setzten. Außerdem wurde von den Arbeitern verlangt, mehr als 36 Überstunden im Monat zu machen, obwohl das laut chinesischem Gesetz nicht erlaubt ist.

Einen Schritt in die richtige Richtung hat Apple 2012 gemacht: Der Konzern ist der Fair Labor Association (FLA) beigetreten. Diese Stiftung wurde 1999 von Bill Clinton gegründet und setzt sich dafür ein, dass die Arbeitsbedingungen in der Textilbranche besser werden. Das kann der FLA zufolge erreicht werden, indem man die Arbeitsbedingungen an internationale Richtlinien anpasst, was auch ein Verbot ausbeuterischer Kinderarbeit beinhaltet.
Jedes Mitglied verpflichtet sich, dieses Ziel anzusteuern, die FLA kontrolliert das (leider eher stichprobenmäßig) durch unabhängige Inspektoren und veröffentlicht die Ergebnisse für jeden zugänglich in Jahresberichten.

Sechs Fragen an Susanne Jordan zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ihres Unternehmens.

Apple ist der erste Technikkonzern, der dieser Stiftung beigetreten ist. Gleich nach seinem Beitritt hat der Konzern die FLA um Kontrollen zum Beispiel beim Zulieferer Foxconn gebeten und hat eine Liste aller Firmen veröffentlicht, von denen er Technikteile bezieht.

Das heißt nicht, dass Apple jetzt komplett fair produziert, denn es können nicht alle Zulieferer auf der Stelle alle Kritikpunkte verbessern, aber es ist ein kleiner Beitrag, um die IT-Branche etwas gerechter zu machen.

Susanne Jordan ist mit Nager IT im Bezug auf faire Arbeitsbedingungen schon etwas weiter als Apple. Sie hofft, mit ihrem Unternehmen ein gutes Beispiel zu sein, an dem sich andere Firmen orientieren können.

Mehr Informationen: Nager IT

Bianca WalderaAus die Maus: Eine Branche entdeckt ihr Gewissen