Deutschlands Geldbeutel: Jetzt wird abgerechnet!

Schwer reich oder hoch verschuldet: Auch in Deutschland ist das Vermögen ungerecht verteilt. Aber wie weit kommt man, wenn man an der Armutsgrenze steht? Und was kann man sich als einer der „oberen Zehntausend“ leisten? Versetz dich in die Lage von Arm und Reich in unserem Online-Spiel.

Eine 30 m² Wohnung in München und schon sind die ersten 600 Euro vom Konto abgebucht. Das ist ziemlich viel, wenn man an der Armutsgrenze lebt und insgesamt nur 781 Euro monatlich zum Leben hat. Was bleibt da noch für Lebensmittel, Kleidung oder die Freizeit übrig?

Armutsgrenze, Mittelschicht, reich sein oder ein Leben von Hartz IV

Ein Single, der  monatlich mehr als 3418 Euro Netto zur Verfügung hat, gilt laut dem Statistischen Bundesamt in Deutschland als reich. Die Armutsgrenze liegt für eine Einzelperson bei einem Nettoeinkommen von weniger als bzw. bei 781 Euro monatlich. Das Durchschnittseinkommen für Singles beträgt 1301€ Netto.

Daneben hat ein alleinlebender Hartz IV- Empfänger einen monatlichen Regelsatz von 391 Euro. Kosten für die Unterkunft werden zusätzlich vom Staat übernommen. Für Nahrungsmittel und Getränke sind beispielsweise monatlich 128,46 Euro vorgesehen, für Bildung bleibt nur 1,39 Euro. Das regelt der Paragraph 28 des Zwölften Sozialgesetzbuchs.

Aber was bedeutet das in der Praxis? Was kann man sich tatsächlich von diesem Geld leisten? Was bedeutet es arm oder reich zu sein?

Probiere es aus und gehe shoppen! Um das Spiel zu spielen, stelle zunächst mit dem Schieber die gewünschte Einkommensgruppe ein. Dann kannst du in unserem virtuellen Shop einkaufen gehen, indem du die Artikel in das Feld rechts ziehst. Dein Guthaben wird ständig aktualisiert.

1. Lege das monatliche Nettoeinkommen für einen Single fest

Hast du das Spiel ausprobiert und eine Vorstellung davon bekommen, was es bedeutet arm oder reich zu sein?

Übrigens: Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung galten 22 Prozent der Deutschen 2010 als einkommensschwach, 17 Prozent als einkommensstark, mit rund 62 Prozent macht die Mittelschicht den größten Anteil  aus. 1997 gehörten noch rund 65 Prozent der Deutschen zur Mittelschicht.

Mindestlohn für eine faire Verteilung

Doch wer legt fest, ab wann man arm ist?  Das ist für die ganze EU einheitlich geregelt. Je nachdem wie hoch das durchschnittliche Haushaltseinkommen ist, ist die Armutsgrenze anders festgelegt. In Deutschland ist auffällig, dass es ein Ost-West-Gefälle gibt. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung ist vor allem die Altersgruppe von 40 bis 60 Jahren in Ostdeutschland von Altersarmut betroffen. Daneben sind Frauen und Männer mit Migrationshintergrund einem doppelt so hohem Armutsrisiko ausgesetzt.

Politisch gesehen ist die Armutsgrenze ein Signal, um Lösungen zu finden, damit niemand unter diese Marke fällt. Ein Lösungsansatz ist der Mindestlohn. Mit der Debatte um das neue Gesetz wurde auch das Thema „Verteilung von Vermögen“ stark diskutiert. In der Wissenschaft gibt es dafür zwei theoretische Ansätze.

Zum einen die Leistungsgerechtigkeit: Diese Modell besagt, dass Arbeitnehmer gemäß ihrer Leistung bezahlt werden sollen. So sind hohe Löhne von Managern ebenso gerechtfertigt, wie beispielsweise die niedrigen Gehälter von Dienstleistern. Eine wirtschaftliche Gleichverteilung fordert dagegen der Egalitarismus. Jeder Bürger soll unabhängig von Herkunft und Ausbildung den gleichen persönlichen Besitz haben. So sollen ungleiche Startchancen wie Erbanlagen oder die Erziehung ausgeglichen werden. Ein Ansatz, der vor allem ethische Ansprüche hat.

In Deutschland ist ein Mittelweg aus beiden Modellen vorzufinden. So versucht der Staat einen Rahmen zu schaffen, in dem jeder unabhängig von der Herkunft seine Stärken entfalten kann. Ein Beispiel dafür ist das BAföG, durch das ein Studium ermöglicht werden soll. Allerdings besaßen im Jahr 2010 die reichsten 10 Prozent der Deutschen rund 23 Prozent des bedarfsgewichtigen Nettoeinkommens. Das ärmste Zehntel hatte daran lediglich einen Anteil von etwa vier Prozent.

Joerg_PfeifferDeutschlands Geldbeutel: Jetzt wird abgerechnet!