Plastik Paula vs. Jute Julia:
Zwei Lebensstile im Vergleich

Zwei Studentinnen, zwei Tagesabläufe. Doch während die eine mit ihrem CO2-Ausstoß den Treibhauseffekt beschleunigt, tut die andere viel dafür, ihren Tag so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten. Hier gibt es Tipps, wie jeder einen kleinen Teil zu einer gesünderen Welt beitragen kann.

Umweltsünder

Umweltengel

7.30h

Vor der Uni nimmt Paula  erst einmal ein Bad – um  ganz entspannt in den Tag zu starten. Das ist schlecht für die Ressource Wasser: Beim Baden werden 100 Liter mehr Wasser verbraucht, als beim Duschen. Und das kostet doppelt : Denn nicht nur die Umwelt wird durch mehr Abwasser stärker belastet, der höhere Wasserverbrauch ist auch teuer. Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft verbrauchten die Deutschen im Jahr 2012 pro Person 121 Liter Wasser am Tag. Im Jahr verbraucht so jeder Deutsche ca. 111.000 Liter Wasser im Jahr.

7.30h

Kurz duschen, Zähne putzen, fertig. Dabei lässt Julia natürlich nicht das Wasser laufen. Und auch bei der Toilettenspülung ist Julia Vorbild: Dennmit einer Spartaste verbraucht ihr Spülkasten  sechs bis acht Liter weniger Wasser als herkömmliche Spülkästen. Auch sonst geht Julia sehr bewusst mit Wasser um: Das Obst zum Frühstück kommt aus dem Garten, den Julia mit dem gesammelten Wasser aus der Regentonne bewässert.

Wasserverbrauch: 150 Liter passen in eine Badewanne
Wasserverbrauch Dusche: 8 bis 10 Liter pro Minute
8.30h

Paula wohnt drei Kilometer entfernt von der Uni. Fahrrad fahren ist da viel zu anstrengend. Deshalb steigt sie jeden Morgen in ihr Auto. Diese drei Kilometer Bequemlichkeit verursachen jeden Monat einen Co2- Ausstoß von acht Kilogramm. Auch die meisten Deutschen fahren im Alltag immer noch lieber mit dem eigenen Auto, statt mit öffentlichen Verkehrsmitteln – und schaden mit den dabei verursachten Schadstoffen der Umwelt und beschleunigen den Klimawandel. 2013 waren 58 Prozent der verursachten Verkehrsemissionen auf Privatverkehr zurückzuführen.

8.30h

Auch Julia wohnt nicht weit weg von der Uni. Für den kurze Weg nimmt sie bei fast jedem Wetter das Fahrrad. Nur bei heftigem Regen oder Schnee nimmt sie das Auto. Doch auch hier kann man umweltbewusst fahren: Die Gänge sollten schnell hochgeschalten werden, das Tempolimit beachtet werden und der Reifendruck sollte regelmäßig überprüft werden. Denn wenn der Druck nur 0,5 Bar zu niedrig ist, verbraucht das Auto fünf Prozent mehr Benzin als sonst.

CO2-Ausstoß: 1,5 Kilogramm für Hin-und Rückfahrt

Co2-Ausstoss: 0
8.40h

Uni, und dann auch noch so früh am Morgen? Paula holt sich auf dem Weg zur Vorlesung erst einmal einen Coffe To Go. Der ist seit Ende der 1990er im Alltag nicht mehr wegzudenken. Zwei Drittel der Deutschen trinken ihren Kaffee regelmäßig unterwegs, bei den 18 bis 35 Jährigen sind es sogar 80 Prozent. Sechs Milliarden Kaffee-Becher werden so jedes Jahr benutzt und weggeworfen. Weltweit kommt man so auf die Zahl von 23 Milliarden entsorgten Einmal-Bechern. Für die Produktion der Becher müssen jährlich eine Million Bäume auf der ganzen Welt gefällt werden.

8.40h

Julia ist noch nicht richtig wach und braucht vor der Uni noch einen Koffein-Schub. Also schnell zum Bäcker und einen Kaffee für unterwegs holen. Doch am Ende der Woche hat Julia keinen Stapel Pappbecher verschwendet. Julia benutzt einen Becher aus stabilem Bio-Plastik, den sie immer wieder benutzen kann. Und dafür wird sie belohnt. Denn beim Bäcker bekommt sie mit ihrem wiederverwendbarem Becher 0,50 Euro Preisnachlass, für ihr Umweltbewusstsein und den geringeren Materialverbrauch. Außerdem: Während Paula sich nach wenigen Minuten über kalten Kaffee ärgert, hat Julia im isolierten Becher noch lange heißen Kaffee.

Pappbecher: 1 pro Tag, ca. 80 im Jahr
Pappbecher: 0 am Tag
10.20h

Vorlesung. Der Dozentf redet und redet und bei Paula füllen sich die Blockblätter. Doch die Rückseiten der Blätter bleiben frei. Auch beim Drucken und Kopieren achtet Paula weniger auf das Papiersparen, sondern mehr auf die Ästhetik. Weil viele Deutsche so sorglos mit ihrem Papierverbrauch umgehen, benötigten die Deutschen 2012 im Schnitt 244 kg Papier pro Kopf. Damit verbraucht ganz Deutschland mehr als 20 Millionen Tonnen Papier im Jahr und somit mehr, als Afrika und Südamerika zusammen. Die Folgen des hohen Papierverbrauchs betreffen die ganze Welt. Denn in Asien, Südamerika, Osteuropa und Russland müssen ganze Wälder gerodet werden, um den Papierbedarf zu decken, dadurch beschleunigt sich der Treibhauseffekt.

10.20h

In der Vorlesung schreibt Julia fleißig mit. Für ihre Mitschriften schreibt Julia nicht auf chlorgebleichtes Papier, sondern verwendet recyceltes Altpapier, das mit dem Umweltsiegel des „Blauen Engels“ zertifiziert ist. Dieser wird vom Umweltbundesamt vergeben und soll Verbraucher auf umweltschonende Konsumgüter aufmerksam machen. Seit 1990 ist die Rücklaufquote von Altpapier von 44 Prozent auf 71 Prozent im Jahr 2012 gestiegen.

Papierverbrauch: 700 Gramm pro Tag (entspricht einem Harry Potter Band)
Papierverbrauch: Ca. 300 Gramm pro Tag
12.15h

Endlich zu Hause! Doch Paula hat nichts zu Essen im Kühlschrank. Also schnell zum Supermarkt um die Ecke. An der Obsttheke muss sie sich entscheiden: Äpfel und Johannisbeeren? Lieber Trauben! Doch die kommen im Sommer nicht aus Deutschland, sondern müssen extra aus dem Ausland eingeflogen werden. Das kostet und schadet der Umwelt. Beim Transport von einem Kilogramm Trauben von Südafrika nach Deutschland werden 4,8 Liter Erdöl verbraucht Der Transport aus Italien verbraucht nur 0,1 Liter, der Transport aus der Region sogar nur 0,028 Liter Erdöl. Zudem sind Nicht-EU Produkte meistens viel stärker von Pestiziden belastet, da sie nicht den europäischen Anbaubestimmungen unterliegen.

12.15h

Am Supermarkt um die Ecke läuft Julia vorbei, dafür geht sie auf den Wochenmarkt. Dort gibt es Obst und Gemüse aus der Region, das durch kurze Transportwege wenig CO2 verursacht. Gemüse muss Julia dort nicht kaufen, das kann sie im Gemeinschaftsgarten der Uni selbst ernten. 6,5 Millionen Deutsche setzen mittlerweile auf Eigenanbau. Dabei sind junge Menschen genauso aktiv wie ältere.  Und es gibt noch einen Vorteil: Gartenarbeit bringt für viele nicht nur frisches Gemüse auf den Teller, sondern sorgt auch für Lebensqualität und Entspannung.

13.30h

Es klingelt! Paula freut sich, denn endlich bringt der Paketdienst ihre neuen Schuhe. Doch die passen nicht!  Also schickt sie das Paket wieder zurück und bestellt sich die Schuhe online in einer anderen Größe. 290 Millionen Pakete werden in Deutschland jedes Jahr wieder zurückgeschickt. Die Rücksendungen verursachen damit so viel Klimagift wie 1.400 Autofahrten von Hamburg nach Moskau. Pro Tag.

13.30h

Nichts zum Anziehen im Schrank? Neue Klamotten bekommt Julia auf einer der vielen Kleidertausch-Parties an der Uni oder in der Umgebung.  Dort kann sie Klamotten, die ihr nicht mehr gefallen, gegen Tops und Hosen von anderen tauschen. Jedes Jahr kommen in Deutschland 750.000 Tonnen Altkleider zusammen. Dabei kann Kleidung, die zu klein ist oder nicht mehr gefällt, auch einfach in Second-Hand Läden abgegeben oder getauscht werden. Denn gemeinnützige Organisationen können das Volumen an Altkleidern nicht mehr bewältigen. Ein Großteil davon landet auf dem Müll. Auch nachhaltige Kleidung aus hochwertigen Materialien wäre eine Lösung.  Diese Textilien sind zum Beispiel durch das ‚EU-Ecolabel‘ gekennzeichnet. Doch der Umsatz mit ökologischer Kleidung wächst.

14.00h

Zeit fürs Freibad. Paula will dort den ganzen Nachmittag verbringen und packt sich Proviant ein. Alufolie, Plastikbeutel, Frischhaltefolie – hier wird alles dreimal verpackt. Doch die Verpackungsmittel sind höchst schädlich für die Umwelt. Die Gewinnung von Aluminium für die Alufolie ist energieintensiv. Die Produktion von einer Tonne Aluminium benötigt so viel Energie wie ein deutscher Durchschnittshaushalt innerhalb von drei bis vier Jahren. Auch Plastik belastet die Umwelt extrem. Jedes Jahr werden eine Billion Plastiktüten verbraucht, deren CO2-Emisson 60 Millionen Tonnen beträgt.

14.00h

Zeit zum Entspannen! Ins Freibad nimmt sich Julia  Obst und Kekse mit, die sie in wiederverwendbare Boxen packt. Die Mehrweg-Plastikboxen sind für die Umwelt zwar auch nicht optimal, doch wenigstens verbraucht Julia so nicht noch mehr Müll.

Müll: 450 Kilogramm pro Jahr

Müll: 350 Kilogramm pro Jahr
19.00h

Für ihr Referat am nächsten Tag muss Paula noch im Internet recherchieren.  Parallel zur Recherche auf ihrem Laptop chattet sie auf ihrem Handy mit Freunden und schaut sich auf dem Tablet Videoclips an. Kein Wunder, dass der Stromverbrauch durch diese Elektrogeräte seit 1999 von sieben auf heute 25 Prozent gestiegen ist. Schuld daran sind längere Nutzungszeiten, größere und vor allem mehr Geräte pro Person. Auch die Recherche für das Referat kommt nicht ohne CO2-Ausstoß aus: 2012 wurden pro Tag 200 Millionen Suchanfragen bei Google gemessen, das entspricht einem CO2-Ausstoß von 2000 Tonnen täglich.

19.00h

Für die Uni muss Julia eine Hausarbeit schreiben. Die Informationen dafür recherchiert sie mit Hilfe von „Ecosia“. Die Suchmaschine gibt 80 Prozent  ihrer Einnahmen durch Werbung an ein Bewaldungsprojekt in Brasilien ab. Wenn Julias Hausarbeit fertig ist, schaltet sie ihren Laptop ganz aus und zieht den Stecker . Denn deutsche Haushalte verlieren im Jahr bis zu 3,3 Milliarden Euro allein durch Geräte im Standby-Modus. Auch mit anderen Geräten im Haushalt kann man Strom sparen: Kühlschränke der Energieeffizienzklasse A+++ verbrauchen zwei Drittel weniger Strom als Altgeräte der Klasse B.

Kosten: Ca. 2,10 Cent pro Watt bei dauerhaftem Standby. Pro Person ca. 115 Euro im Jahr.
21.30h

Bald ist Wochenende, dann will Paula mit ihren Freunden einen Kurztrip nach Amsterdam machen, auf den sie lange gespart hat. Den Trip will sie mit dem Flugzeug machen und ist damit eine von 202 Millionen Passagieren, die Kurzstreckenflüge zu Orten buchen, die man genauso gut mit dem Zug erreichen kann. Die Flüge stoßen dabei zehnmal mehr CO2 aus, als die Reisen mit der Bahn.

21.30h

Am Wochenende will Julia Freunde in Berlin besuchen. Um ihren ökologischen Fußabdruck so niedrig wie möglich zu halten, fährt sie mit dem Fernbus. Aber wenn Julia doch mal mit dem Flugzeug verreisen will, kompensiert die ihren CO2-Ausstoß mit Ausgleichszahlungen bei „atmosfair“. Hier kann man Geld spenden, mit dem die Organisation erneuerbare Energien in Entwicklungsländern fördert.

CO2-Ausstoß: 380 Gramm pro Kilometer, 380 Kilogramm bei einem 1000 Kilometer Flug
CO2-Ausstoß: 20 Gramm pro Kilometer, 20 Kilogramm bei einer 1000 Kilometer Busreise.

Fazit

Niemand muss im Alltag strikt nach allen Regeln einer ökologisch gerechten Umwelt leben. Doch der Einzelne kann viel bewirken. Und sei es nur, beim nächsten Einkauf auf die Einweg-Plastik Tasche zu verzichten und den Jutebeutel von zu Hause mitzunehmen.
Linda HilgersPlastik-Paula vs. Jute-Julia: Zwei Lebensstile im Vergleich