Gender-Debatte: Was in der Hose ist, zählt!

Noch immer werden Frauen schlechter bezahlt als Männer. Noch immer gibt es zu wenige Männer in Frauenberufen. Deutschlands Chefetagen sind größtenteils Männerdomänen.Obwohl sich in den vergangenen Jahren einiges verändert hat, sind Frauen und Männer in der Berufswelt noch immer nicht gleichberechtigt. Einsteins hat sich auf dem Arbeitsmarkt umgesehen und ist verschiedenen Problemen auf den Grund gegangen.

1. Frauenarbeit ist 22 Prozent weniger wert


Frauen verdienen für die gleiche Arbeit oft deutlich weniger als Männer. Von Gleichberechtigung auf der Lohnabrechnung kann auch im Jahr 2014 noch keine Rede sein.

Maria Müller denkt, dass sich Familie und Beruf nicht vereinbaren lassen. Sie bricht ihr Ingenieursstudium ab und macht eine Ausbildung. Heute ist sie 38, hat drei Kinder und arbeitet als Sekretärin. Sie verdient im Jahr 31.200 Euro. Martin Schulz ist auch 38. Seine Frau kümmert sich um die Kinder, er arbeitet als Ingenieur und verdient im Jahr 40.000 Euro. Maria und Martin stehen beispielhaft für die Männer und Frauen in Deutschland. Denn der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern ist in unserem Land noch immer groß. Männer verdienen laut statistischem Bundesamt durchschnittlich 22 Prozent mehr als Frauen. Eine Differenz, die sich seit nun schon vier Jahren nicht verkleinert.

Gründe dafür gibt es verschiedene: Zum einen nehmen Frauen noch immer seltener Führungspositionen ein, zum anderen spielen unterschiedliche Arbeitsmodelle und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine Rolle. Frauen arbeiten zum Beispiel wesentlich öfter in Teilzeit.

Noch erschreckender ist jedoch diese Erkenntnis: Frauen, die den gleichen Beruf über den gleichen Zeitraum wie Männer ausüben, verdienen im Schnitt sieben Prozent weniger. Auf diese Ungleichheiten macht der Equal Pay Day aufmerksam. Seit 2008 gibt es den internationalen Aktionstag. Er markiert den Zeitraum, in dem Frauen theoretisch ohne Bezahlung arbeiten, weil sie weniger verdienen als Männer. Für Maria Müller und Martin Schulz würde das bedeuten: Wenn Maria jeden Monat 3.333 Euro bekommt (Martins Monatsgehalt) ist ihr tatsächliches Jahresgehalt von 31.200 Euro bereits im Oktober aufgebraucht.80 Tage muss sie also unbezahlt weiter arbeiten. Deshalb war der Equal Pay Day dieses Jahr am 21. März, also am 80. Tag des Jahres.

Auf die Frage, warum sich der Equal Pay Day nicht auf den Lohnunterschied für gleiche Arbeit bezieht, antwortet Karin Aigner: „Wie auch immer der Equal Pay Day berechnet wird, eines ist klar: Es bleibt eine ungerechte Gehaltsdifferenz, die mit nichts anderem zu tun hat, als mit dem Geschlecht.“ Aigner ist die Pressesprecherin von Business and Professional Women Germany (BPW), dem Verein der den Equal Pay Day organisiert.

Die anhaltende Lohndifferenz zeigt, dass Frauen sich ohne Hilfe nicht aus der Benachteiligung befreien können. „Das ist eine Ungerechtigkeit, die so nicht hinnehmbar ist“, erklärt Grünen Politikerin Ekin Deligöz. Sie ist stellverstretende Vorsitzende im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und fordert ein Gesetz für mehr Transparenz bei Löhnen. Denn wenn klar ist, wer wie viel verdient, können Unterschiede gezielt ausgeglichen werden. Zunächst müsse man sich allerdings eingestehen, dass es überhaupt ein Problem gibt „und das wollen weder Arbeitgeber noch der Bund. Denn wer den Fehler zugibt, muss die Lohnlücke schließen“, erklärt Deligöz. Das Problem wird also trotz der offensichtlichen Ungerechtigkeit oft künstlich kleingehalten.

Auch Andreas Kraußer, Vorsitzender der MANNdat Geschlechterinitiative, die sich für die Gleichberechtigung der männlichen Bürger einsetzt, ist der Meinung, dass gleiche Arbeit gleich bezahlt werden müsse.  Für ihn, sind es allerdings nicht die Frauen, die einen Nachteil haben: „Die Behauptung, es gebe eine Entgeltdiskriminierung von Frauen, ist wissenschaftlich anhand statistischer Untersuchungen widerlegt“. Ungerecht werden für Kraußer eher die Männer behandelt: „Die Beschäftigten Männer in Teilzeit mit bis 18 Wochenstunden verdienen laut Gender Datenreport der Bundesregierung im Durchschnitt 22 Prozentweniger als Frauen, ohne dass es öffentlich publik gemacht wird.“

Aussagen, die weder der BPW noch Ekin Deligöz nachvollziehen können. „Frauen werden auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt. Sie müssen wesentlich öfter Elternzeit nehmen. Frauenberufe mit gleichem Stellenwert, wie Männerberufe werden wesentlich schlechter bezahlt. Und Frauen haben bei Gehaltsverhandlungen schlichtweg schlechtere Chancen“, erklärt Deligöz.

Dass in Deutschland noch immer das Geschlecht darüber entscheidet, wie hoch die Zahl auf der Gehaltsabrechnung ist, findet Deligöz schade. Sie wünscht sich für die Zukunft eine Schließung der Gender-Pay Gap: „Irgendjemand verliert und in der Regel sind es die Frauen. Wenn wir etwas verändern wollen, dann muss man auf dem Arbeitsmarkt von Rollenzuweisungen wegkommen.“

2. Karrieremütter

3. Rollenbrecher

Noch immer gibt es typische Männer- und Frauenberufe. Wir haben acht Menschen interviewt, die mit dem typischen Rollenbild brechen.

Architektin

Frauenanteil: 35%
 

Interview mit Karin Hetzner
Architektin, 48 Jahre

Elektronikerin

Frauenanteil: 3%
 

Interview mit Susanne Rütten
Elektronikerin, 19 Jahre

Grundschullehrer

Männeranteil unter bayerischen Grundschullehrern: 14%

Interview mit Thomas Mehl
Grundschulehrer, 48 Jahre

Kosmetiker

Männeranteil: 3%
 

Interview mit Nico Bingold
Kosmetiker, 38 Jahre

Krankenpfleger

Männeranteil: 15%
 

Interview mit Thomas Baumann
Krankenpfleger, 47 Jahre

Schreinerin

Frauenanteil: 3%
 

Interview mit Raphaela Hüttinger
Schreinerin, 25 Jahre

Wirtschafts- ingenieurin

Frauenanteil: 17%

Interview mit Kathrin Schwarz
Wirtschaftsingenieurin, 28 Jahre

Sekretär

Frauenanteil: 98%
 

Interview mit Wolfgang Hirsch
Sekretär, 46 Jahre

Markus WolfGender: Was in der Hose ist, zählt