1992: Ökologie
Die Reaktionen auf einsteins nr. 1 waren insgesamt positiv: „Ich möchte Ihnen recht herzlich gratulieren, nicht nur weil eine solche Zeitschrift ein Spiegel der eigenen Wissenschaft sein kann, sondern auch weil er mit Hilfe der neuen Technik sozusagen selbst hergestellt ist“, so schrieb uns im September 1991 Hans Bausch, der kurz darauf verstorbene ehemalige Intendant des Süddeutschen Rundfunks. Rainer Korbmann, Chefredakteur von „Bild der Wissenschaft“, meinte zum ersten Heft, „daß es als Probestück sehr gut gelungen ist. Vor allem hat mir die Themenvielfalt gefallen.“ Raimund Eberle, Regierungspräsident von Oberbayern, hob lobend hervor, „daß die Themen alle mit einem lokalen oder regionalen Bezug behandelt worden sind“. Und Friedrich Knilli, Medienwissenschaftler an der TU Berlin, notierte kurz und bündig: „Hübsch geworden. Gratuliere!“
Natürlich gab es auch Kritik: an mangelnder Aktualität, an Optik, Umbruch, Überschriften, am „lieben, lobenden Grundton“ (Jean-Pol Martin, Romanistin Eichstätt), am „eher chaotischen graphischen Gepräge“ (Herbert Cerutti, Wissenschaftsredaktor der „Neuen Zürcher Zeitung“). Ob Lob oder Tadel – das lebhafte Echo dokumentiert, da eine engagierte Kleinpublizistik trotz Drucksachenschwemme noch Chancen hat, von aufmerksamen Zeitgenossen wahrgenommen zu werden. Herausgeber und Redaktion danken den vielen Leserbriefschreibern – und hoffen auch weiterhin auf kritische Resonanz.
Alle Zeitschriftenmacher wissen es: Das zweite Heft ist immer das schwerste. einsteins nr. 2 ist zudem einem besonders schwierigen Themenfeld gewidmet: der Okologie. Unser Ziel war dabei, nicht dem gängigen Katastrophenmuster zu folgen, sondern das Knäuel ökologischer Vernetzungen mit Blick auf die eigene Um-Welt entwirren zu helfen. Mehr als der Negativismus sollten die Nachrichtenfaktoren Nähe und Betroffenheit im Vordergrund stehen. „Global denken – lokal handeln“, so heißt die Devise.
Ein Wort noch zum Titel unseres Magazins: Mancher Zeitschriftenname ist ja ein Kind des Zufalls. Beim Stöbern in den Schatzkammern der Eichstätter Universitätsbibliothek stieß eine Jungredakteurin unseres Wiegendrucks unter Tausenden von Dissertationen auch auf die Promotionsschrift von Albert Einstein. Sie lieferte den Titel für den Aufmacher des ersten Hefts („Dr. Einstein mit 17 Seiten“) – und zugleich für das ganze Projekt. Zufall, aber nicht ohne tiefere Bedeutung: Der Weltbürger aus Ulm, Liebhaber der Musik und der Philosophie, ein Mann voller Neugier und Intuition, revolutionärer Naturwissenschaftler und politischer Visionär, originell und mutig zugleich, ein Autor mit Sinn für sprachliche Nuancen und mit der Fähigkeit, seine Gedanken klar zu formulieren – eine solche Gestalt als Namenspatron eines studentischen Magazins? Der Freund der Presse – die tägliche Zeitung war für Einstein jedesmal eine „Adrenalinspritze“ -, er würde wohl schmunzeln. Wie sagte schon der Alte aus Weimar? „Nur die Lumpen sind bescheiden.
Walter Hömberg, Herausgeber
Namen
Walter Hömberg, Uli Detsch, Andrea Brandt, Heike Hartung, Thorsten Hiller, Gerald Himmelein, Martin Virtel, Rainer Rohstock, Michael Begasse, Klaus Dorsch, Stefan Griess, Renate Heilmeier, Heinz Hollenberger, Stanislaus Kossakowski, Klaus Meier, Peter Mösgen, Elke Mößle, Christine Peters, Nicola Prietze, Rainer Rohstock, Martin Virtel, Andrea Weigand, Willi Witte
Themen
PCP: Gift im Leder | Fehlgeburten, Lebervergrößerungen, Nervenschäden: Das Konservierungsmittel Pentachlorphenol schleicht sich vom Leder in den Körper.
500 Würmer in der Küche | Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg – in der Plastiktonne kann der Ökofreak auch zu Hause geruchlos kompostieren.
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Der Grüne Punkt geht um | Maßnahme zum Umweltschutz oder Mogelpackung der Industrie? Ein
Kommentar zur aktuellen Kontroverse.
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(Andalusien) hoffen beide Partner zu profitieren.
Theologie und Praxis | Die Kirche predigt die Bewahrung der Schöpfung. Doch Theorie und
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Viel Geld für grünen Anstrich | „Öko“ ist in. Die Werbestrategen der Unternehmen haben das längst
erkannt und setzen verstärkt auf Ökosponsoring.
Aas frisch von der Landstraße | Einer der mächtigsten Raubvögel ist zum Aasfresser geworden. Biolo-
gen geben die Schuld dem Menschen.
Globaler Selbstmord | Gesamtschau des globalen Umweltproblems: Überbevölkerung, Armut
Hunger, Waldrodungen, Energiekrisen, Ozonloch und Treibhauseffekt
Im Zeitraffer zur Apokalypse | Wenn die Geschichte der Erde auf 24 Stunden komprimiert würde, be-
fänden wir uns in den letzten Sekunden.
Regieren in Kybernetien | Beim Umweltspiel Ökolopoly geht es nicht ums Gewinnen, sondern ums Überleben. Wenn einer schlecht spielt, verlieren alle.