2008: Leben und Sterben
Kaum ein Medienbereich bietet ein so reichhaltiges Spektrum an Angeboten wie das Medium Zeitschrift: Ob Publikums- oder Fachzeitschrift, ob Haus-, Kunden- oder Werkszeitschrift – die Vielfalt der Typen, Formen und Funktionen ist immer wieder überraschend. einsteins hat hier sein ganz eigenes Profil: Unser Magazin (arabisch = Lagerhaus) behandelt in jeder Ausgabe eine andere Thematik, und es wird jeweils von einer völlig neuen Redaktion konzipiert, verfasst, gestaltet und vertrieben. „Leben und leben lassen“ – das ist ein schönes Motto für ein Leben in Gelassenheit, Optimismus und Toleranz. Die Filmindustrie hat diese menschenfreundliche Maxime umgedreht: „Leben und sterben lassen“ heißt der Titel des achten James Bond-Spektakels, in dem „007“ einen machtlüsternen Heroin-Fabrikanten in ein Haifischbecken befördert. Damit sind wir mitten im Thema dieses Heftes. Leben: Einer der jungen Autoren erfährt, dass er Vater wird und schildert anschaulich, was das Abenteuer „Studium mit Kind“ konkret bedeutet. Das ist ein gravierender Einschnitt im eigenen Leben. Lust und Last der Elternschaft – das Thema hat nicht nur eine private, sondern auch eine eminent gesellschaftliche Bedeutung. Der demographische Wandel lässt sich auf eine einfache Formel bringen: Es gibt zu wenig Kinder – und gleichzeitig wächst die Zahl der Senioren. Regional stellt sich die Entwicklung jedoch sehr unterschiedlich dar: in Eichstätt zum Beispiel ganz anders als in Hoyerswerda. Am Ende des Lebens steht immer der Tod. Die jungen Autorinnen und Autoren haben sich intensiv auch damit beschäftigt: Wie lebt es sich mit einer tödlichen Krankheit? Wie kann man weiterleben nach einem Suizidversuch? Was empfindet ein Schauspieler bei der Darstellung des Todes auf der Bühne? Was bedeutet es für den Sohn, wenn der eigene Vater einem Verbrechen zum Opfer fällt? Auch die Debatte um Sterbehilfe wird aufgegriffen. Ein heikles Thema, zu dem eine Frau, die das Wachkoma ihres Mannes erlebte, eine „Freitodbegleiterin“ und ein Medizinethiker zu Wort kommen. Schließlich: Es gibt auch Menschen, die buchstäblich vom Tod leben. „Bestattungsfachkraft“ ist seit einigen Jahren ein eigener Ausbildungsberuf. Ein historischer Rückblick zeigt die unterschiedlichen Bestattungsrituale in ganz verschiedenen Kulturen und Religionen. Und in einer Zeit des Wertewandels stellt sich immer dringender die Frage nach einer Thanato-Ethik. Leben und Sterben – das ist ein Grundthema der Publizistik. Geburts- und Todesanzeigen haben eine jahrhundertealte Tradition. Bis heute beschäftigt die Schwangerschaft von Prominenten die bunten Blätter. Und kein Medium vergisst im Jahresrückblick die „Toten des Jahres“. Erich Kästner hat kurz und bündig resümiert: „Leben ist immer lebensgefährlich.“ Am Ende bleibt da wohl nur die Empfehlung des Horaz: Carpe diem – nutze den Tag! Oder noch besser: Carpe horam – nutze die Stunde!
Namen
Redaktion: Angelika Beck, Fabian Behrends, Marie-Caroline Chlebosch, Ralf Fischer, Matthias Fleischer, Petra Hammelmann, Charlotte Horn, Karin Janker, Johanna Kempter, Christian Klenk, Martin Kliemank, Simon Korbella, Katharina Kurtz, Isabelle Modler, Philipp Obergassner, Eva Palitza, Michaela Petek, Christian Roman, Katharina Strodtkötter, Miriam Weber, Lena Wilde, Martin Wimösterer, Brigitte Zintz
Themen
Seitenwechsel | Die Perspektive ändern: Ein Blick reicht oft nicht aus
Kann ich mir ein Baby leisten? | Kinder sind teuer, machen viel Arbeit – und sind trotzdem das größte Glück der Welt.
Der Tod macht waise | Fünf Schüsse haben Frank genommen, was für ihn selbstverständlich war: seinen Vater.
Kein Morgen mehr | Am Esstisch bleibt ein Platz leer: Nach dem Mord an seinem Vater erkennt Frank Purreiter, wie wichtig er für ihn war
Höhenrausch | An die Grenzen der Belastbarkeit: Extremsportler Alexander Huber klettert ohne Seil und Gurt
Wir haben Ihren Sohn | Verbindung abgebrochen: Wenn Eltern ihr Kind an ein Computerspiel verlieren
Körper-Kunst | Der Leichenbauer: Im Fernsehen muss es echt aussehen
Überleben in der Großstadt | Filmreif überleben: Ein Stuntman bringt sich für einsteins in Gefahr
Räum ab! Und räum auf! | Leichter leben: Mit Tipps von Werner Tiki Küstenmacher den Alltag organisieren
Ausgeblendet | Sechs Monate schwebte ihr Mann zwischen Leben und Tod: Helga Thiel hielt ihre Gedanken während dieser Zeit in einem Tagebuch fest
Schattenseite | Illegal in Deutschland: Besnik wohnt in einer Abstellkammer und verlässt sie nur zum Arbeiten
The show must go on | Kleine Schritte Richtung Zukunft: Weiterleben nach einem Suizidversuch
Erzähl mir dein Leben | Von Beruf Biografieschreiberin: Aus Erinnerungen werden Geschichten
Böses Blut | Zwischen Kinderzimmer und Klinik: Florian hat Leukämie
Endgegner Mensch | Fünf vor Zwölf: Ein neues Artenschutzprogramm versucht einzigartige Tiere zu retten
Sterben – und dann? | Was nach dem Tod kommt: Von den Erklärungsversuchen einer Nonne bis zu den Sehnsüchten einer Death-Metal-Band
Totenwelt | Bestattungsriten weltweit: Wie verschiedene Kulturen ihre Toten ehren
Im Angesicht des Todes | Todesengel oder Erlöserin: Interview mit einer Freitodbegleiterin
Liebe Dorine | Eine Buchrezension
Existenzängste | Eine Glosse
Selbst bestimmt | Leben retten oder sterben lassen: Medizinethiker Georg Mackmann über den Konflikt
Der letzte Schliff | Keine Berührungsängste: Thanatopraktiker konservieren Verstorbene
Spiel mir den Tod | Gestik, Mimik, Körperhaltung: Ein Schauspieler über Herausforderungen auf der Bühne