2009: Mode
Seit Langem schon kreisen die öffentlichen Debatten jeweils um die neuesten der „neuen Medien“. Kaum eine Veranstaltung auf so genannten Medientagen oder im Programm der einschlägigen Akademien, wo es nicht um den Kommunikationsraum Internet, um Web 2.0, Online-Journalismus, Podcasting oder Handy-TV geht. Zum Ritual gehört, dass die Druckmedien als moribunde Gesellen hingestellt werden. Aber auch hier gilt: Totgesagte leben länger! Das trifft insbesondere auf das gute alte Medium Zeitschrift zu. Seit seiner Entstehung im 17. Jahrhundert hat dieses Medium eine beispiellose Expansion erlebt.
Zeitschriften sind in besonderer Weise Schriften der Zeit. In vielfältigen Varianten und mit immer stärkerer Differenzierung reagieren sie auf den gesellschaftlichen Wandel. „Unermeßlich ist das Reich des Wissens; es umfaßt die ganze Welt; Vergangenheit und Gegenwart, Himmel und Erde, Land und Meer“, so formulierte 1833 das Editorial des „Pfennig-Magazins der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse“, mit dem die Entwicklung zur Massenpresse begann.
Das neue Einsteins blendet noch weiter zurück. Es erinnert an das „Journal des Luxus und der Moden“, das 1786 von Friedrich Johann Justin Bertuch gegründet wurde. Das Blatt behandelte ein viel weiteres Themenspektrum als der Titel ankündigte und befasste sich mit den allgemeinen Entwicklungen im Lebensgefühl. Dass das Journal den Nerv der Zeit getroffen hat, zeigte sich bald an den wachsenden Abonnentenzahlen im In- und Ausland.
Die studentischen Redakteurinnen und Redakteure von Einsteins behandeln aktuelle Themen unserer Zeit, und sie beziehen sich dabei immer wieder auf den historischen Vorläufer. Es geht insbesondere um Modetrends: in der Kleidung („Garderobe“), in der Lebensweise („Gemüt“) und im Konsum („Guthaben“). Das Spektrum der Beiträge reicht von Reportagen und Hintergrundberichten bis zu Kommentaren und Interviews. Und neben den Phänomenen des Luxuslebens werden auch die Kehrseiten nicht vergessen.
Die Lebensdauer von Zeitschriften ist ganz unterschiedlich: Es gab Eintagsfliegen – und es gibt hochbetagte Traditionsblätter. Einsteins erscheint jetzt zum zwanzigsten Male (19 reguläre Ausgaben seit 1991 und ein Sonderheft über den Eichstätter Journalistik-Studiengang, das 2003 herauskam). Parallel wurde wieder ein Fernsehmagazin (Einsteins-TV) und eine Online-Ausgabe (einsteins.de) produziert. Bertuchs „Journal des Luxus und der Moden“ erschien 42 Jahre lang. Ob wir das erreichen? Wir arbeiten daran.
Namen
Redaktion: Ana Maria Bicca da Silva, Anita Hirschbeck, Christian Klenk, Christian Roman, Christina Back, Daniela Bahmann, Diana Pfister, Fabian Behrends, Hannah Lau, Isabelle Modler, Julia Haug, Julia Kuhbandner, Julia Lösch, Julia Riggenmann, Katharina Scholz, Katharina Steuckart, Laura Beck, Lena Wilde, Martin Kliemank, Michael Mann, Nico Brugger, Patrick Lerch, Rebecca Myga, Rosmarie Ines Bundz, Sebastian Wieschowski, Simon Korbella, Steffen Armbruster, Stefanie Heiß, Tanja Kössler, Tanja Limmer, Thomas von Eichhorn, Ulrike Müller
Eine ausführliche Redaktionsvostellung gibt es auf einsteins.ku.de/2009
Themen
Männer, Mode, Make-Up | Für Frauen gibt es mehr Modegeschäfte, Modezeitschriften und Modetrends als für Männer. Sind Frauen also das Modegeschlecht? Der Eindruck täuscht, wie ein Blick zurück zeigt: Männer und Mode waren enger miteinander verbunden, als wir denken. Und gerade wird das Verhältnis wieder inniger.
Zwirn der Zukunft | Baggypants oder Seidekleidchen: Jede Saison ein neuer Trend – Mode, der jeder folgen muss. Wer aber bestimmt, wo es auf dem Laufsteg lang geht?
Einer zahlt den hohen Preis | Die preiswerten Klamotten der Textildiscounter sind zwar begehrt bei den Kunden, gehen aber auf Kosten der Arbeiterinnen – sie sind es, die für ein Kik-Shirt bezahlen.
Nackt auf der Flucht | Dass schöner Schmuck Frauen zum Verhängnis werden kann, weiß Miss Misty Valentine ganz genau. Wieder einmal hat sie sich mit nicht gerade legalen Mitteln der glitzernden Geschmeide bemächtigt und ist auf der Flucht. Doch etwas ist bei ihr anders als bei normalen Diebinnen. Sie ist nackt und plötzlich im Scheinwerferlicht.
Drumherum | Ob Kappe, Schal, Armreif oder Sportschuhe und Accessoires gibt es von Kopf bis Fuß. So manches schmucke Beiwerk hat eine lange Tradition, an die sich heute kaum einer mehr erinnert.
Traum naht | Jogginghosen, T-Shirts und ein alter Schlafanzug sind der Grundstoff für Simone Grabers Luxusbaba-Kollektionen.
O’zong is‘! | Wie kein anderes Kleidungsstück steht die Lederhose für die Tracht des Voralpenlandes. Doch sie ist keineswegs nur ein Relikt aus Heimatfilmen der Fünfzigerjahre. Heute ist die Lederhose schwer in Mode – zur Traditionspflege, als Designerstück oder Statussymbol.
Tour der Schulen | Jasmin lebt im Zirkuswagen. Heute hier, morgen dort. Absolute Freiheit. Doch von der Zirkusromantik bleibt nicht viel übrig. Tausende Kinder haben keine feste Schule. Während der Zirkus durch Deutschland und Europa zieht, bleibt die Bildung der Kinder oft auf der Strecke. Mit einer speziellen Förderung versuchen Zirkuslehrer, den Kindern zu ihrem Recht auf Bildung zu verhelfen.
Der wahre Verdienst | Jahrelang lebte Hans Reder nur um zu arbeiten – bis seine Ehe kurz vor dem Aus stand und er einen Hörsturz bekam: „Früher habe ich gewinnorientiert gearbeitet, heute geht es mir um den Menschen.“
Mut zum Makel | Marina Maurer hat einen Schönheitswettbewerb gewonnen. Jetzt will die junge Rollstuhlfahrerin modeln. Von der großen Karriere in der Welt der Werbung können Behinderte aber nur träumen.
Nimm mich in den Arm | Wir können alles haben. Wir wohnen in Lofts, fliegen zum Mond und haben abgefahrenen Sex ohne Grenzen. Doch wir vergessen, was wir wirklich brauchen, weil es so simpel und gar nicht abgefahren ist: Berührung.
Ich bin alles – oder nichts | Egomanen und Selbstverliebte tummeln sich in allen Ecken des öffentlichen Lebens. Sind diese Selbstdarsteller Narzissten? Klar ist: Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung ist eine ernsthafte Erkrankung. Mit Selbstliebe hat die aber nur wenig zu tun.
Mehr vom Weniger | Immer mehr Menschen erkennen, dass ihr gut bezahlter Job sie auffrisst. Sie kündigen, weil ihnen Zeit mehr wert ist als Geld. Downshifting heißt der Trend, der jetzt auch in Deutschland angekommen ist.
Die Seele im Edelstein | Andrea Lassnig hat für ihren verstorbenen Ehemann eine besondere Bestattungsform gewählt: den Erinnerungsdiamanten. Der Edelstein verkörpert für die Witwe die Erinnerung ihres geliebten Mannes.
Hundeleben? Von wegen! | Redaktionshund Lounelle im Wellness-Hotel für den Vierbeiner: Entspannungsmassage und feinstes Menschenessen aufs Zimmer. Nur im Restaurant herrscht Leinenzwang – eine Gratwanderung zwischen Sinn und Unsinn.
Der Konsum-Kenner | Ferrari oder Mercedes? Wahl oder Qual? Auf den Luxusmärkten dieser Welt tummeln sich trotz Wirtschaftskrise mehr vermögende Menschen als je zuvor. Doch wohin mit der ganzen Kaufkraft? Mit dieser Frage verdienen Luxusforscher wie Klaus Heine ihr Geld. Ein Gespräch über Gucci-Typen, neureiche Chinesen, Luxus als Massenware und einen wirklich krisensicheren Job.
Butler machen Schule | Mehr als nur „Dinner for One“ – im holländischen Zeist werden Butler nach alter Tradition ausgebildet
Service für die Platte | In Hoyerswerda betreut Heidi Gebauer als Concierge zwei riesige Hochhäuser. Die Mieter bekommen dort Dienstleistungen, die es sonst nur in Hotels gibt.
Chemie Cuisine | Ob Campari-Nudeln oder Blumenkohlschaum – die so genannte Molekularküche macht es möglich: eine Goldgrube für die Gastronomie.
Die Beck’sche Weltkarte der Verschwendung | Verschwendung findet man überall. Laura Beck zeigt auf Ihrem PDF, wo was verschwendet wird. Zum Falten, Mitnehmen und Vervollständigen. Außerdem: Das Spiel zur Karte – „Wer verprasst, der passt“
Wundersame Welt der Wellness | Der Stress im Job hinterlässt seine Spuren. Der Körper ist schlapp, die Haut trocken und die Waage zeigt ein paar Kilo zu viel. Zeit, sich etwas Gutes zu tun. Einsteins hat ausgefallene Wellnesstrends ausprobiert.
Der goldene Riecher | Werner Mang ist Deutschlands bekanntester Schönheitschirurg. Die Mang-Nase ist aus der Highsociety nicht mehr wegzudenken – ebenso wie ihr Schöpfer. Einziger Schönheitsfehler: Den Facharzt für plastische Chirurgie hat der Professor nie gemacht.